Die Terrassen sind da, die Gäste nicht
Ich war letzte Woche am Paseo Marítimo gegen 20 Uhr. Normalerweise quillt die Promenade über, Teller klappern, Lichter blinken. Diesmal: mehr Kellner als Gäste, und die Musik gedämpft. Das ist keine Einbildung – viele Gastronomen berichten von deutlich zurückhaltenderen Touristen.
Kein großes Geldausgeben mehr
"Die Leute rechnen vorher nach", sagt Carmen, die ein kleines Fischlokal in der Altstadt führt. Sie erzählt von Familien, die lieber größere Supermarkt-Einkäufe tätigen und abends im Appartement kochen. "Früher kamen sie spontan rein. Jetzt schauen sie erst auf die Preise."
Für Betreiber heißt das: weniger Umsatz, obwohl in den letzten Jahren in neue Küchengeräte, modernere Einrichtung und bessere Belüftung investiert wurde. Einige Lokale haben daher in dieser Nebensaison die Wochentage dichtgemacht und öffnen nur noch am Wochenende.
Kosten steigen, Besucher geben weniger aus
Auf der anderen Seite schlagen höhere Betriebskosten durch: Lieferpreise, Energie, Personal – alles teurer als noch vor zwei Jahren. Der Spannungsbogen ist klar: die Ausgaben der Gäste sinken, die Ausgaben der Betriebe steigen. Ein Teufelskreis.
Ein Inhaber einer Diskothek, der anonym bleiben möchte, fasst es so zusammen: "Die Leute sind auf Sparflamme. Sobald man Eintritt verlangt oder die Getränkepreise nennt, zieht sich die Schlange zurück."
Billigkonkurrenz und Regeln setzen zusätzliche Grenzen
Nicht nur die privaten Haushaltskassen spielen eine Rolle. Immer mehr günstige Supermärkte in Strandnähe sorgen dafür, dass Besucher weniger oft essen gehen. Dazu kommen striktere Auflagen für Außenterrassen, Beschwerden von Anwohnern und Verwaltungsvorgaben, die zusätzliche Arbeit und Kosten bedeuten.
Manche Gastronomen sprechen inzwischen von strukturellen Veränderungen im Gästeverhalten: kürzere Aufenthalte, weniger Abendeessen, mehr Do-it-yourself-Urlaub. Das ist kein Trend, der nur in einer Bucht sichtbar wäre – von Alcúdia bis Cala d'Or hören wir ähnliche Klagen.
Wie reagiert die Branche?
Die Antworten sind unterschiedlich: Einige Betriebe senken Preise für Mittagsmenüs, andere setzen auf Special-Events, um wieder Publikum anzulocken. Wieder andere reduzieren Öffnungszeiten oder suchen Kooperationen mit Lieferdiensten. Keiner dieser Wege ist ohne Risiko — erfordert Mut und oft wieder neue Investitionen.
Am Ende des Abends, zwischen abgestellten Stühlen und halb geleerten Gläsern, bleibt die Frage: Kommen die Gäste zurück, wenn die Kosten sinken? Oder hat sich das Ausgabeverhalten nachhaltig verändert? Die kommenden Monate dürften zeigen, ob Mallorca seine lebendige Gastronomie-Szene stabil halten kann.