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Wenn Abendessen zum Luxus wird: Warum Mallorcas Gastronomie an der eigenen Preisliste scheitert

Wenn Abendessen zum Luxus wird: Warum Mallorcas Gastronomie an der eigenen Preisliste scheitert

23.08.2025
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Restaurants auf Mallorca treiben die Preise hoch – und wundern sich, dass die Tische leer bleiben. Eine lokale Beobachtung zwischen Brot, Leitungswasser und Miniportionen.

Wenn der Teller schrumpft, wächst die Rechnung

Letzten Freitag, gegen 21:00 Uhr, stand ich am Passeig und blätterte die Karte eines Restaurants, das sonst gut besucht ist. Die Preise? Für Tapas, die früher als Ausprobierhappen galten, rechnete man inzwischen wie für einen Hauptgang. Dazu Brot, das ungefragt auf den Tisch kommt, und das Wasser, das als Flasche auf der Rechnung landet – obwohl die Leitung direkt aus der Wand kam. So viel zum Wort "Gastfreundschaft".

Ich bin kein Kostendruck-Leugner: Strom, Öl, Löhne – alles steigt. Aber die Reaktion mancher Betreiber fühlt sich wie ein Reflex an, der den eigenen Kunden vergrault. Wenn die Küche kleiner wird, die Preise aber größer, verliert Gastronomie etwas Wesentliches: die Beziehung zur Nachbarschaft. Viele Mallorquiner erzählen mir, sie hätten ihre Stammplätze aufgegeben, weil es schlicht zu teuer wurde.

Abzocke oder Anpassung?

Nicht jede Zusatzgebühr ist Betrug, aber die Grauzone ist breit: ungefragtes Amuse-Bouche, automatisch berechnete Oliven, eine Gebühr fürs Aufhängen einer Tasche – das wurde mir neulich wirklich erzählt, zufällig in einer Bar in El Terreno. Ein Fall auf Ibiza, bei dem ein Lokal wegen solcher Praktiken aufgefallen ist, hat die Diskussion noch einmal angefacht. Verbraucherschutzregelungen wie das Gesetz 7/2014 gibt es – leider bleiben sie oft Theorie, weil viele Gäste im Urlaub einfach nicht nachprüfen.

Die Folgen sind praktisch: Tische bleiben frei, die Empfehlung per Mundpropaganda verschwindet, und anstelle von Vielfalt wächst eine Art Einheitsluxus, der viele ausschließt. Ich vermute, einige Lokale haben sich über Jahre an hohen Margen gewöhnt und nun vergessen, dass Vertrauen nicht in Euro zu messen ist.

Was jetzt helfen würde

Transparenz ist kein Luxus. Klare Menüs, Preise für extra Beilagen sichtbar, Wasseroptionen offen kommuniziert – das kostet nichts, bringt aber Vertrauen. Lokale, die wieder bezahlbare Gerichte und Portionen mit Herz anbieten, haben auf Dauer die besseren Karten. Es gibt sie noch: kleine Tavernen in Seitenstraßen, Märkte mit echten Portionen und Köche, die mit wenig Zutaten groß kochen.

Ich werde weiter ausgehen. Nicht aus Trotz, eher neugierig. Und ich empfehle: Augen auf beim Bestellen, fragen statt still ärgern, und die Orte unterstützen, die fair bleiben. Die Gastronomie kann sich erholen – aber nicht, wenn sie weiter glaubt, dass Preise allein Prestige ersetzen.

Ein Lokalbesucher aus Palma, der noch weiß, wie eine Portion Pa amb oli schmecken sollte.