Behörden räumen vermietete Slum-Siedlung in Manacor
Am frühen Morgen, kurz nach 7 Uhr, rollten Einsatzwagen an einem sandigen Feldweg in der Nähe der Avenida de sa Cabana an. Bei der Kontrolle fanden Inspektoren elf provisorische Unterkünfte, die offenbar an Wohnungssuchende vermietet worden waren. Was aussieht wie ein Notlager, entpuppte sich als dauerhafter Wohnort für mehrere Familien.
Was die Kontrolle zutage förderte
Die Polizei gemeinsam mit der Wohnungsaufsicht der Balearen beschreibt die Zustände als massiv problematisch. Gemeinschaftstoiletten, offen liegender Müll, durchlöcherte Dächer und bröselnde Wände — an vielen Stellen fehlte es an grundlegenden Sicherheitsstandards. Elektrische Leitungen waren provisorisch verlegt, Steckdosen improvisiert. Mehrere Bewohner sagten, dass sie seit Monaten dort lebten. Eine Nachbarin, die früh zur Arbeit ging, fasste es trocken zusammen: „Es riecht oft nach Abfall, und wenn es regnet, läuft Wasser durch die Decke.“
Ein Eigentümer, viele Fragen
Die Ermittler stellen fest: Alle elf Unterkünfte gehören einem einzigen Grundstücksinhaber. Den Behörden zufolge habe dieser die angespannte Wohnlage auf der Insel ausgenutzt, um Mieter gegen Entgelt in prekären Hütten unterzubringen. Ob es dabei um bewusste Ausbeutung oder fahrlässige Unterlassung geht, wird derzeit geprüft.
Hohe Bußgelder möglich
Das balearische Wohnungsrecht stuft die Errichtung und Vermietung prekärer Unterkünfte als schwere Ordnungswidrigkeit ein. Pro illegaler Einheit sieht die Regelung Strafen zwischen 30.001 und 90.000 Euro vor. Bei elf Fällen könnte die potenzielle Gesamtsumme damit theoretisch an die 990.000 Euro heranreichen. Welche Summe am Ende tatsächlich verhängt wird, entscheidet das laufende Verfahren.
Und nun?
Sozialdienste waren vor Ort und boten den Betroffenen kurzfristige Hilfe und alternative Unterbringung an. Viele der Bewohner wirken erschöpft, einige zogen Taschen mit wenigen Habseligkeiten zusammen. Die Räumung ist ein Schlaglicht auf ein größeres Problem: Wohnraum auf Mallorca ist knapp, und notgedrungene Lösungen treiben Menschen in unsichere Verhältnisse.
Die Behörden betonen, dass es bei Kontrollen nicht um Bestrafung allein gehen soll, sondern um Sicherheit und menschenwürdige Lebensbedingungen. Ob die Maßnahme dauerhaft etwas an der Situation ändert, wird man erst sehen, wenn die Verfahren abgeschlossen sind und konkrete Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum folgen.