Drei neue Radargeräte auf der Avenida Adolfo Suárez sind seit heute aktiv. Die Stadt nennt Sicherheitsgründe — Anwohner sehen auch Einnahmemotiv. Ein Blick auf Risiken, Lärmverlagerung und mögliche Lösungen.
Drei neue Blitzer an der Avenida Adolfo Suárez sind scharf
Wer in den letzten Tagen die Gegend um die Kathedrale durchquert hat, dem fällt es sofort auf: Auf einem nur rund 500 Meter langen Abschnitt der Avenida Adolfo Suárez wachen seit Anfang November drei neue Geschwindigkeitsradare über den fließenden Verkehr. Nach einer Kalibrierungsphase sind die Geräte nun aktiv und zeichnen Tempoverstöße auf.
Die offizielle Begründung — und die zentrale Frage
Die Stadtverwaltung spricht von einer Reaktion auf eine Häufung von Unfällen in diesem stark frequentierten Abschnitt. Morgens und abends treffen hier Pendler, Reisebusse, Lieferwagen, Fahrradfahrer und Fußgänger auf engem Raum aufeinander. Die zentrale Frage, die in der Debatte oft zu kurz kommt, lautet: Geht es primär um Verkehrssicherheit — oder spielt auch die Einnahmeseite eine Rolle?
Das Klingeln der Busmotoren, das Läuten der Kathedralglocken zur vollen Stunde und das ständige Piepen von Blinkern gehören hier zum Alltag. Viele Anwohner berichten von gefährlichen Spurwechseln und riskanten Überholmanövern. Gleichzeitig zweifeln einige daran, dass punktuelle Blitzer das eigentliche Problem lösen — sie befürchten, dass sich das Risiko lediglich auf Nebenstraßen verlagert.
Wirkung und Nebenwirkungen
Kurzfristig dürften die Radarstationen zu mehr Tempokontrolle auf dem überwachten Abschnitt führen. Wer sonst „mal eben“ über Tempo 50 war, muss jetzt mit einem Bußgeld rechnen. Für Fußgänger und Radfahrende kann das niedrigere Tempo an Kreuzungen tatsächlich spürbar mehr Sicherheit bringen.
Doch es gibt Nebenwirkungen, die in der öffentlichen Diskussion oft untergehen: Erstens die sogenannte Verlagerungseffekt — Autofahrer, die das Risiko vermeiden wollen, weichen auf parallel verlaufende, oft schmalere Straßen aus. Diese Wohnstraßen sind für hohen Durchgangsverkehr nicht ausgelegt und leiden unter Lärm, Abgasen und Gefahrensituationen vor Schulen und Cafés. Zweitens bleibt unklar, wie lange die Kontrollen stationär bleiben und ob die Stadt die Einnahmen zweckgebunden für Verkehrssicherheitsmaßnahmen verwendet.
Was fehlt in der Debatte?
Transparenz. Konkret fehlen Zahlen: Unfälle vor und nach der Installation, Messwerte der Geschwindigkeitsverteilung, durchschnittliche Höhe der Bußgelder und Angaben, ob die Kontrollen zeitlich befristet sind. Ohne diese Daten bleibt die Maßnahme für viele Anwohner ein schwarzer Kasten, der „kassiert“ — statt Teil einer langfristigen Strategie zu sein.
Ein weiterer Punkt: städtebauliche Anpassungen. Tempoüberwachung allein greift zu kurz. Engere Fahrspuren, geschützte Radstreifen, erhöhte Zebrastreifen oder optische Verengungen (sogenannte Fahrbahnschwellen oder »Chicanes«) würden das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer dauerhaft beeinflussen — nicht nur solange die Kamera schaut.
Konkrete Vorschläge — was jetzt sinnvoll wäre
Aus der lokalen Perspektive lassen sich einige pragmatische Schritte nennen, die mehr bringen als punktuelle Kontrollen:
1. Daten offenlegen: Stadt muss Unfallstatistiken, Messwerte und Bußgelder transparent veröffentlichen. Das schafft Vertrauen.
2. Tempo 30 erwägen: In vielen Altstadtzonen reduziert ein dauerhaftes Limit auf 30 km/h die Zahl und Schwere von Unfällen merklich.
3. Physische Maßnahmen: Durchfahrtsbeschränkungen, Fahrbahnverengungen, erhöhte Querungen und echte Schutzstreifen für Radfahrer verhindern Ausweichverkehr und entschleunigen.
4. Zeitliche Fokussierung: Besonders während der Morgen- und Abendspitzen, aber auch zu Schulbeginn, könnten verstärkte Kontrollen und polizeiliche Präsenz sinnvoll sein.
5. Bürgerbeteiligung: Informationsveranstaltungen mit Anwohnern, Ladenbesitzern und Busunternehmen, damit die Maßnahmen vor Ort angenommen werden.
Was Sie jetzt tun können
Praktischer Rat für Autofahrer: Gelassen bleiben, ein paar Minuten mehr einplanen und auf die neuen Schilder achten. Für Radfahrer gilt: Abstand halten und Kreuzungen besonders im Blick behalten. Wer mit dem Bus fährt, sollte mit leicht veränderten Linienverläufen oder Wartezeiten rechnen, falls sich der Verkehr verteilt.
Viele Stimmen aus der Nachbarschaft sind zwiegespalten: Einige zeigen sich erleichtert und hoffen auf weniger riskante Überholmanöver; andere sehen in den Blitzern vor allem eine neue Einnahmequelle. Realistisch betrachtet ist beides möglich — und genau deshalb braucht Palma jetzt mehr als nur drei Kisten am Straßenrand: eine sichtbare Strategie für lebenswerte, sichere Straßen.
Und am Ende, wenn die Glocke der Kathedrale wieder sieben schlägt, sollte man nicht nur über gebührenpflichtige Fotos grübeln, sondern darüber, wie ein Stück Stadt so geplant werden kann, dass weniger Menschen einen Grund haben, zu schnell zu fahren.
Für Dich gelesen, recherchiert und neu interpretiert: Quelle
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