Porto Pi als offenes Atelier: Farben, Spraydosen und Nachbarschaft in Palma

Porto Pi als offenes Atelier: Ein Wochenende voller Farbe, Klang und Nachbarn

👁 2741✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Zum 30. Jubiläum verwandelt sich Porto Pi in Palma für ein Wochenende in eine lebendige Street‑Art‑Werkstatt: Spraydosen, Workshops und Nachbarn, die die Mall neu entdecken.

Porto Pi als offenes Atelier: Ein Wochenende voller Farbe, Klang und Nachbarn

An einem milden Novemberabend klang Porto Pi nicht wie sonst: kein Dauerschleifen aus Einkaufslautsprechern, sondern das Kratzen von Leitern, das Rasseln von Spraydosen und gelegentliches Kinderlachen zwischen Schaufenstern und Staffeleien. Zur 30. Jubiläumsfeier hat das Einkaufszentrum in Palma das Motto Let’s Art gewählt und sich für ein Wochenende in eine offene Street‑Art‑Werkstatt verwandelt. Das war weniger PR‑Show als ein kleines Kulturereignis im Alltag — mitten im Strom der Rollkoffer und Cafés.

Zwischen Café‑Aromen und Farbdosen

Ich war gegen 18:00 Uhr dort: draußen die milde Restwärme des Tages, drinnen mischte sich der Geruch von frisch gebrühtem Café con leche mit dem intensiven Duft von Acryl und Spray. Eltern mit Einkaufstrolleys blieben stehen, Rentner aus der Nachbarschaft setzten sich auf Bänke und verfolgten konzentriert Pinselstriche, Jugendliche machten Bilder von Zwischenschritten. Überall Skizzen, Schablonen und dieser Arbeitsrhythmus, bei dem Linien wachsen, Fehler korrigiert und wieder übermalt werden — man sah Kunst als Prozess, nicht als fertiges Produkt.

Künstler, Mitmachangebot, Alltag

Lokale und überregionale Künstler arbeiteten Seite an Seite: typografische Experimente, großflächige Figuren und feine Details. Namen wie Nextor Otaño (Nexgraff), Mohamed L’Ghacham oder Lidia Cao mischten sich mit jungen Talenten aus Palma. Das Besondere: Besucher konnten Fragen stellen, eigene Pinsel ansetzen oder bei kurzen Workshops mitmachen — Lettering, Aquarell und am zweiten Tag spezielle Kinderangebote. Sicherheitsleute sorgten für Abstand, ohne die Atmosphäre zu ersticken: Es fühlte sich an wie ein offenes Atelier, nicht wie ein abgesperrtes Event.

Was das Porto Pi der Stadt bringt

Solche Aktionen haben praktische und kulturelle Seiten. Ja, sie sind Anziehungspunkt für Besucher — aber noch wichtiger: Sie bringen Kunst ins Blickfeld von Menschen, die selten Galerien betreten. Familien finden einen unkomplizierten Anlass für den Nachmittag, Kinder entdecken Farbe als Ausdruck, Nachbarn sehen ihre Mall in neuem Licht. In Zeiten, in denen Innenstadtstrukturen im Wandel sind, schaffen niedrigschwellige Formate Treffpunkte, die Alltag und Kultur verbinden.

Blick nach vorn: Chancen für Palma

Hoffnungsvoll ist, dass die Aktion nicht nur ein Wochenende bleiben muss. Denkbar wäre, ausgewählte Arbeiten dauerhaft zu konservieren, Kooperationen mit Schulen zu starten oder regelmäßige Werkstatt‑Tage in Einkaufszentren zu etablieren. Solche Projekte könnten Nachbarschaften beleben und jungen Künstlern Sichtbarkeit geben — ein kleiner, aber spürbarer Beitrag zur kulturellen Infrastruktur Palmas.

Praktisch: Porto Pi, Palma — Let’s Art zum 30. Jubiläum, noch bis morgen; Workshops variieren, Lettering & Aquarell ab 18:00, Kinderangebote am zweiten Tag. Eintritt meist frei, einzelne Kurse mit Gebühr. Wer früh kommt, kann noch mitpinseln — und verlässt die Mall vielleicht nicht nur mit Taschen, sondern mit einem neuen Blick auf die eigene Stadt.

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