Ramona’s in Magaluf: Deutsche Hausmannskost im Winter – offen täglich

Ramona’s in Magaluf: Deutsche Hausmannskost, die im Winter die Lichter anbehält

👁 2173✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Mitten in der ruhigen Winterversion von Magaluf sorgt Ramona Hanke mit Gulasch, Spätzle und Schlager für Vertrautheit – offen täglich, auch an Weihnachten. Ein Plädoyer fürs Unterstützen kleiner Lokale.

Ramona’s in Magaluf: Deutsche Hausmannskost, die im Winter die Lichter anbehält

Wenn die Avinguda Magaluf im Dezember wie ausgestorben wirkt, mit heruntergelassenen Rollläden und nur vereinzelt vorüberziehenden Urlaubern, gibt es einen Ort, der nicht schließt: Ramona’s, an der Avinguda Magaluf 10. Ich war dort an einem milden Nachmittag (knapp über 15 Grad), das Lokal leuchtet in Rot-Weiß, im Eingangsbereich hängen kleine Girlanden, auf der Terrasse liegen dicke Decken bereit. Es riecht nach Brühe und frisch gebackenen Plätzchen – gemütlicher lässt sich der Winter kaum gestalten.

Die Wirtin heißt Ramona Hanke. Sie stammt aus Dresden und lebt seit rund drei Jahrzehnten auf der Insel. Man merkt ihr bei jedem Handgriff an, dass sie Kochen als Handwerk liebt: Sie rührt die Linsensuppe selbst an, formt die Spätzle von Hand und setzt das Gulasch mit einer kräftigen Soße auf, die nach Zwiebeln und Paprika duftet. Auf dem Bildschirm im Hintergrund läuft deutscher Schlager, nicht übertönend, eher wie ein vertrauter Soundtrack. Das Schild „German Cuisine“ vor dem Fenster wirkt wie ein Versprechen, das Ramona hält.

Was hier gut funktioniert, ist einfach: Verlässlichkeit. Ramona hat ihr kleines Menü klar ausgerichtet – Linsensuppe, Gulasch mit hausgemachten Spätzle, Rotkohl, Stollen und Plätzchen – und das täglich von 8 bis 18 Uhr, ohne Ruhetag, sogar an Heiligabend und Silvester. Für besondere Tage bietet sie ein Festtagsmenü an, etwa Weihnachtsgans auf Vorbestellung. Für viele Gäste bedeutet das: Vertraute Aromen, wenn sonst in Magaluf meist Fish and Chips oder indische Currys dominieren.

Die Gästeliste ist bunt: Einige deutsche Urlauber bleiben stehen, neugierig und erleichtert zugleich; Spanier aus der Gegend und Menschen aus Palma kommen ebenfalls, neugierig auf etwas anderes. Im Winter sieht man weniger der üblichen großen Touristengruppen, dafür mehr Stammgäste, Nachbarn und Leute, die Wert auf selbstgekochte Kost legen. Ramona erzählt, dass die Sommermonate ein anderes Publikum bringen – experimentierfreudigere Gäste, die neue Dinge ausprobieren – aber in der Nebensaison zahlen Verlässlichkeit und Wärme.

Alltagsdetails bleiben im Gedächtnis: der Klang von Besteck, das ruhige Gespräch zweier älterer Herren an der Theke, die Kellnerin, die eine dampfende Portion Gulasch vorsichtig über die Theke schiebt, und draußen das gelegentliche Motorgeräusch eines Linienbusses. Die Atmosphäre ist eher wie in einer kleinen Kantine mit Herz als in einem Restaurant mit Show. Das passt zu Magaluf außerhalb der Hochsaison: weniger Party, mehr Alltag.

Warum das für Mallorca gut ist? Kleine Betriebe wie Ramona’s halten touristische Orte lebendig, wenn die Strände leer sind. Sie schaffen Arbeitsplätze, sorgen dafür, dass Straßen nicht vollständig in den Dornröschenschlaf fallen, und bieten Bewohnern wie Besuchern eine Anlaufstelle außerhalb der lauten Sommermonate. Kulinarische Vielfalt ist kein Luxus, sondern Teil der Attraktivität der Insel – solche Lokale machen Mallorca übers Jahr differenzierter.

Mein Hinweis an Lesende: Wer in den kommenden Wochen in der Gegend ist, sollte vorbeischauen. Ein Teller Gulasch mit hausgemachten Spätzle wärmt länger als eine kurze Strandpause bei 15 Grad. Wer ein Festtagsessen plant, kann die Weihnachtsgans vorbestellen; wer lieber spontan bleibt, nimmt eine Linsensuppe und ein Stück Stollen mit nach Hause. Reservierungen sind nicht zwingend, aber im Abendgeschäft und an Feiertagen sinnvoll.

Ramona selbst hat den Traum, mehr Menschen von ihrer Küche zu überzeugen; sie bleibt optimistisch, auch wenn die Gästezahlen im Winter kleiner sind. In einer Stadt, die im Sommer von Partys lebt, ist ihre Entscheidung, das Lokal offen zu halten, fast eine kleine Zivilcourage: Sie bietet Alltag, Vertrautheit und Geschmack. Das ist für Magaluf mehr wert, als man auf den ersten Blick denkt.

Ausblick

Ramona’s ist kein spektakulärer Neuzugang, sondern ein Stück gelebte Normalität in einer Saisonstadt. Solche Orte halten die Insel bewohnbar – für Einheimische und für Besucher, die mehr als nur einen Strand suchen. Also: Ja, die Schlagermusik läuft, ja, es gibt Gulasch und Spätzle. Und genau deshalb lohnt sich ein Besuch.

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