Plötzlich Wasser in den Straßen: Ein Nachmittag, der keiner war
Am Freitagabend sah man in Cala Millor und den umliegenden Orten kein normales Verkehrsbild mehr. Gegen 16:00 Uhr zogen dunkle Wolken auf, kurz darauf prasselte es so heftig, dass Verkaufsstände am Paseo ins Schneckenhaus flüchteten und Autos nur noch im Schritttempo vorankamen. Ich stand am Rand der Uferpromenade, hörte das Trommeln auf den Dächern, roch das frische Erdreich und dachte: Das hatten wir so nicht mehr in diesem Ausmaß seit Jahren.
Welche Orte betroffen sind
Cala Millor war am stärksten erwischt: Hauptachsen standen stellenweise knöcheltief unter Wasser, kleinere Nebenstraßen verwandelten sich in Bächen. In Capdepera bildeten sich große Wasserlachen, die den örtlichen Verkehr ausbremsten. Auch Artà und Canyamel meldeten überflutete Straßen und verzögerte Buslinien. Gut zu sehen: viele Anwohner halfen spontan, Gullis frei zu machen oder Fahrzeuge aus tieferen Stellen zu schieben.
Einsatz und Stimmung vor Ort
Protección Civil und lokale Bauhöfe rückten mit Pumpen und Schaufeln aus. Ein Mitarbeiter, den ich an der Ortszufahrt traf, sagte, man habe mehrere Keller mit Wassereintritt registriert, Verletzte aber bis auf kleinere Blessuren nicht. Kleine Läden schlossen vorsorglich, ein Bäcker in Capdepera deckte hinterm Tresen die Regale ab. Die Stimmung war angespannter als sonst, aber solidarisch: Nachbarn zogen Schubkarren durch die Straßen, Jugendliche halfen beim Absperren gefährlicher Stellen.
Wie die Vorhersage war und wie es weitergeht
Der Wetterdienst AEMET hatte vor örtlichen, intensiven Schauern gewarnt — doch niemand rechnete mit der Geschwindigkeit, mit der die Wassermassen zusammenliefen. Für das Wochenende ist Entspannung angesagt: Samstag könnten noch vereinzelte Schauer durchziehen, am Sonntag soll die Sonne größtenteils zurückkehren und die Temperaturen wieder leicht steigen. Der Wind bleibt schwach bis mäßig aus südlichen Richtungen.
Mein Rat an alle, die jetzt pendeln oder auf der Insel unterwegs sind: Fahr langsamer als üblich, meidet tiefe Unterführungen und achtet auf lokale Sperrungen. Und wenn ihr in einer betroffenen Straße wohnt: guckt vorsichtshalber nach dem Keller — oft kommt das Wasser erst Stunden später wieder nach.
Das war kein spektakuläres Unwetter im Sinne von Tornados oder so, aber hartnäckig. In den Cafés am Hafen redete man hinterher viel über verstopfte Regenrinnen und mangelnde Kanalpflege. Vielleicht ist das die Erinnerung, die wir nach so einem Nachmittag mitnehmen: Nicht nur das Wetter ändert sich — wir merken auch wieder, wie wichtig Routinearbeiten an der Infrastruktur sind.