Ein heftiger Regenguss traf am Dienstagabend das Inselinnere: überflutete Keller in Inca und Selva, Muren zwischen Mancor de la Vall und Caimari und gesperrte Promenaden in Palma. Zeit für die Frage: Sind unsere Gemeinden für solche Extremwetterlagen ausreichend gerüstet?
Kurzes, heftig — und dann: Aufräumen
Gegen 18:30 Uhr zog ein kräftiges Gewitter über die Inselmitte und hinterließ eine Spur von überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und mehreren Erdrutschen. Bis in die Nacht zählte die Balearenregierung rund 16 Einsätze, vor allem wegen Überschwemmungen und Bergrutschen. Betroffen waren vor allem Selva und Inca, wo Wasser mancherorts bis zur Türschwelle stand. Die Pumpen dröhnten, Schaufeln scharrten, und der Geruch von nasser Erde hing noch lange in der kühler gewordenen Luft.
Die Szene zwischen Mancor de la Vall und Caimari
Auf der Verbindungsstraße sammelten sich so viele Steine und Muren an, dass die Strecke zeitweise gesperrt werden musste. Bewohner aus Caimari standen mit Plastikhandschuhen und Schaufeln draußen, ältere Nachbarn halfen mit, so gut es ging. Feuerwehr und Straßenmeisterei arbeiteten stundenlang daran, Schlamm und Geröll zu räumen. Solche Bilder sind hier nicht neu — aber sie wiederholen sich öfter, als vielen lieb ist. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel Gewitter über Mallorca: Straßen überschwemmt, Parks geschlossen — Sind wir vorbereitet?.
Palma: Parks und Paseo Sagrera dicht
In Palma blieben mehrere Grünanlagen geschlossen, der Paseo Sagrera am Paseo Marítimo wurde vorsorglich abgesperrt. Die Stadtverwaltung nannte Sicherheitsgründe; Spaziergänger wurden gebeten, die Absperrungen zu respektieren. An der Hafenpromenade lagen Pfützen, umhergewehte Blätter wurden von der Polizei zusammengetragen, und in manchen Cafés hatten die Betreiber schon die Markisen eingefahren — ein ruhiges, fast domestiziertes Bild nach dem Sturm.
Rettungsdienste im Dauereinsatz: Feuerwehr, Policía Local, Guardia Civil und die Straßenmeistereien koordinierten Einsätze. Glücklicherweise gab es keine schweren Verletzungen. Die Hilfe konzentrierte sich auf Auspumpen von Kellern, Sicherungsmaßnahmen und das Entfernen von Geröll. Trotzdem: Jede überflutete Garage, jeder verschüttete Hängeabschnitt ist Arbeit und Stress für Bewohner und Einsatzkräfte. Zu den Herausforderungen zählen auch die aktuellen Wetterwarnungen, wie sie in einem anderen Artikel ausführlich behandelt werden: Unwetterwarnung für Mallorca: Sind unsere Städte und Strände vorbereitet?.
Zentrale Leitfrage: Sind wir vorbereitet — oder reagieren wir nur?
Das Gewitter stellt eine einfache, aber dringende Frage: Sind unsere Gemeinden und Kommunen ausreichend vorbereitet auf solche, offenbar immer häufiger auftretenden Extremereignisse? Kurz gesagt: Die Antwort ist kompliziert. Technisch wurden viele Notfallpläne umgesetzt, aber bei wiederkehrenden Überschwemmungen und Muren zeigt sich, dass punktuelle Hilfe nicht genügt. Zu oft treten Probleme an Stellen auf, an denen Drainagen verstopft sind, Hänge nicht ausreichend gesichert oder Entwässerungsrinnen schlecht gewartet werden.
Was in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt
Wir sprechen viel über Einsätze und Schäden — aber selten genug über präventive Maßnahmen: regelmäßige Reinigung von Straßendrainagen, langfristige Hangsicherungen, natürliche Wasserrückhaltung in Landwirtschaftsflächen und reparierte Brückenränder. Auch die landwirtschaftliche Nutzung und das Wegfallen alter Terrassen beeinflussen die Wasserrückhaltung. Und dann ist da noch die Frage der Prioritäten: Investieren wir in touristische Infrastruktur, oder sparen wir auch an der Substanz, die unsere Dörfer schützt? Dies wird in einer weiteren Analyse behandelt: Unruhige Woche auf Mallorca: Wie gut ist die Insel auf Starkregen vorbereitet?.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Ein paar Vorschläge, die nicht nur auf der Papierlage bleiben sollten: Erstens, ein regelmäßiger Winterdienst für Drainagen und Rinnen auf Gemeindeebene. Zweitens, gezielte Förderprogramme für Eigentümer in Hanglagen, um kleine Stützmauern und Auffangbecken zu errichten. Drittens, mehr Nachbarschafts- und Freiwilligenstrukturen, die im Notfall schnell Alarm schlagen und erste Hilfe leisten können. Viertens, ein einfach zugängliches Meldesystem per App oder Telefon für akute Verstopfungen oder beginnende Muren — oft entscheidet schnelle Information über Schadenhöhe. Auch die gegenwärtigen Wetterbedingungen sollten in unsere Planung einfließen, insbesondere solche wie die neue Unwetterfront, die ebenfalls angesprochen wird: Neue Unwetterfront auf Mallorca: Wie gut sind Insel und Menschen vorbereitet?.
Langfristig gehört das Thema auch in die Raumplanung: Wo bauen wir, wie sichern wir Hänge, welche Flächen lassen wir der Natur zur Rückhaltung? Das sind politische Entscheidungen, die man nicht erst nach der nächsten Überschwemmung treffen sollte.
Praktische Hinweise für die nächsten Stunden
Für die kommenden Stunden gilt: Vorsicht walten lassen. Straßen können rutschig oder blockiert sein. Wenn möglich, zu Hause bleiben; Keller und Tiefgaragen kontrollieren; Elektrogeräte schützen und keine überschwemmten Strecken mit dem Auto queren. Ein kurzer Besuch bei älteren Nachbarn, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist, kostet wenig — hilft aber viel.
Die Aufräumarbeiten werden noch eine Weile dauern. In den Straßen hört man das Pumpen und das Kratzen der Schaufeln — eine Geräuschkulisse, die nachbarschaftliches Engagement zeigt, aber auch auf Lücken in der Vorsorge hinweist. Eine Frage bleibt: Wollen wir nach jedem Sturm neu improvisieren, oder nutzen wir die Erfahrungen jetzt, um dauerhaft schlauer zu werden?
Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald es neue Informationen zu Sperrungen oder Entwarnungen gibt.
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