UIB baut aus: Sechs neue Bachelor sollen Studierende und Fachkräfte auf Mallorca halten

UIB baut aus: Sechs neue Bachelor sollen Studierende und Fachkräfte auf Mallorca halten

👁 2174✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Universität der Balearen (UIB) kündigt sechs neue Bachelor-Studiengänge an – von Meereswissenschaften bis Lehramt STEM. Ein Aufschlag für Bildung und Inselwirtschaft.

UIB baut aus: Sechs neue Bachelor sollen Studierende und Fachkräfte auf Mallorca halten

Am Campus der Universität der Balearen ist in den letzten Tagen mehr Bewegung zu spüren. Nicht nur die Lieferfahrer, die frühmorgens an den Cafés vorbeizischen, auch die Studienplanung hat Fahrt aufgenommen: Bildungsminister Antoni Vera und Rektor Jaume Carot haben ein Paket mit sechs neuen Bachelor-Studiengängen vorgestellt, das die Auswahl an Studienfächern auf der Insel deutlich erweitern soll.

Im Kern geht es um zwei Ziele, die hier in Palma oft nebeneinander genannt werden: junge Menschen auf der Insel zu halten und Lücken im Arbeitsmarkt zu schließen. Konkret bedeutet das, dass ab dem akademischen Jahr 2026/27 zwei Studiengänge angeboten werden sollen: ein Bachelor in Meereswissenschaften und ein Doppelstudium Mathematik und Physik. Diese beiden starten laut Ankündigung zuerst; andere Fächer folgen schrittweise.

Frühestens für 2027/28 sind weitere Angebote vorgesehen: Architektur, Maschinenbau mit einem nautischen Schwerpunkt, ein Studiengang zur Ausbildung von Lehrkräften in Naturwissenschaften und Technik sowie ein Zwei-Fach-Bachelor in Katalanisch und Englisch. Die Auswahl klingt wie eine Mischung aus praktischer Ausbildung für den Arbeitsmarkt und dem Versuch, sprachliche und kulturelle Kompetenzen zu stärken.

Warum das wichtig ist, sieht man bei einem Spaziergang durch die Stadt: Vor kleinen Lokalen am Passeig und in den Straßen rund um die Universität treffen sich junge Leute, diskutieren Praktika in lokalen Unternehmen oder überlegen, ob sie für ein Studium aufs Festland ziehen müssen. Jede Studienrichtung, die hier angeboten wird, erhöht die Chance, dass diese Gespräche nicht in eine Abreise, sondern in einen Karrierestart auf Mallorca münden.

Meereswissenschaften passen gut zur Insel: Forschung zu Meeresökosystemen, Küstenschutz oder nachhaltiger Fischerei hat hier direkten Bezug zur Lebenswelt. Mathematik und Physik in Kombination sind wiederum eine solide Basis für technisch-naturwissenschaftliche Berufe, die auf den Inseln gefragt sind – vom Ingenieur bis zur Forschung im Bereich erneuerbarer Energien.

Die geplanten Ausbildungswege für Lehrkräfte in MINT-Fächern könnten doppelt fruchten: bessere Schulungen für künftige Lehrerinnen und Lehrer bedeuten langfristig mehr Schülerinnen und Schüler mit Interesse an Naturwissenschaften. Das ist keine schnelle Lösung, aber eine Investition in die nächsten Jahre – und Schulen sind in vielen Dörfern ein sozialer Mittelpunkt.

Auch der nautische Fokus im Maschinenbau hat praktische Gründe. Bootsbetriebe, Yachthäfen und die maritime Wirtschaft auf Mallorca leben von technischem Personal, das spezielle Kenntnisse mitbringt. Wenn junge Menschen diese Qualifikation hier erwerben können, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass qualifizierte Fachkräfte abwandern.

Was noch fehlt in den Gesprächen rund um die Ankündigung: Wie sehen konkrete Brücken ins Berufsleben aus? Welche Kooperationen mit Häfen, Werften, Schulen oder Forschungseinrichtungen sind geplant? Und wie wird die UIB Studierende aus kleineren Gemeinden oder mit weniger Mitteln erreichen? Das sind Fragen, die vor Ort oft am Café-Tisch oder beim Bäcker diskutiert werden, wenn Eltern an die Studienmöglichkeiten ihrer Kinder denken.

Ein praktischer Vorschlag wäre, schon jetzt duale Module, Praktika und gemeinsame Projekte mit lokalen Partnern vorzusehen. Schülerlabore in Partnerschaft mit Schulen, Gastdozentinnen aus Werften oder gemeinsame Feldprojekte an der Küste könnten früh zeigen, wie Theorie und Praxis zusammenpassen. Solche Verknüpfungen erleichtern auch die Entscheidung für ein Studium vor Ort.

Für die Inselwirtschaft bedeutet das erweiterte Angebot Chancen: mehr Forscherinnen und Forscher, mehr technische Fachkräfte und mehr Lehrkräfte mit MINT-Kompetenzen – alles Bausteine, die längerfristig wirken. Für Studierende heißt es: mehr Wahlmöglichkeiten ohne Umzug, mehr Perspektiven nahe Familie und Freundeskreis.

Am Ende bleibt ein Gefühl, das man in Palmas Straßen spürt, wenn die Tram quietscht und der Wind vom Meer herüberweht: Die UIB setzt auf Wachstum mit lokalem Bezug. Ob das Paket wirklich die Erwartungen erfüllt, wird von der Umsetzung abhängen – von Kooperationen, Finanzierung und davon, ob die Praxisangebote früh genügend sichtbar gemacht werden. Für Mallorca aber ist die Nachricht erst einmal ein Aufruf, die inhaltlichen Chancen zu nutzen und die Brücken zwischen Studium und Alltag zu bauen.

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