Die Stimmung auf der Insel hat sich gedreht
Letzte Woche lagen die Zahlen auf meinem Schreibtisch, und beim Kaffee in der Bar am Plaça de Cort hörte ich dieselben Sorgen: Zu viele Besucher, zu wenig Platz. Eine Umfrage der Tourismusbehörde der Balearen offenbart jetzt, was viele eh schon spüren – rund 75,6 % der Befragten sind der Meinung, dass jährlich zu viele Menschen auf die Insel kommen.
Das ist keine Randmeinung mehr. In meiner Nachbarschaft diskutiert man beim Bäcker daran entlang, und die Stimmen sind eindeutig: Es soll weniger werden – aber wie?
Worauf die Leute besonders drängen
Die Antwort ist praktisch einstimmig in einigen Punkten: Begrenzungen bei Tagesbesuchern wollen 69,1 %, weniger Kreuzfahrten ebenfalls rund 69,2 %. Noch stärker fallen die Werte bei Mobilität und Unterkünften aus: 79,6 % sehen Bedarf, die Zahl der Mietwagen zu reduzieren, und bei Ferienwohnungen sind es sogar 80,5 %.
Kein Wunder, wenn man morgens in Palma durch enge Straßen schlängeln muss und wild parkende Leihwagen an jeder Ecke stehen. Viele erzählen, dass ruhige Ecken verschwinden.
Steuern, Werbung, Saisonverteilung – was die Mehrheit will
Mehr als die Hälfte (ca. 52 %) spricht sich für weniger Touristikwirkung in der Werbung aus. Fast 68 % wären für Begrenzungen bei Unterkünften und touristischen Anlagen. Und eine Mehrheit von 67,6 % unterstützt die Idee, die Ökosteuer anzuheben – für bessere Pflege und weniger Belastung.
Fast 90 von 100 Befragten befürworten Maßnahmen wie Entzerrung der Saison, die regionale Verteilung der Besucher und Angebote jenseits von „Sonne und Strand“.
Zwiespältig: Arbeit und Lebensqualität
Trotz aller Kritik bleibt eines klar: Tourismus ist für die Insel wichtig. 86 % sehen ihn als Motor für Einkommen, 74 % glauben an Arbeitsplätze, 77 % loben das erweiterte Freizeitangebot. Aber die Schere ist sichtbar: 78 % finden, die Wohnkosten steigen wegen des Tourismussektors, und 65 % sehen Umweltschäden.
Viele lokale Unternehmer, die ich gesprochen habe, sagen: „Wir wollen Gäste, aber nicht um jeden Preis.“ Ein Restaurantbesitzer in Portixol brachte es auf den Punkt: weniger Massen, mehr Rücksicht.
Was jetzt? Kleine Schritte, große Wirkung
Die Zahlen zeigen einen klaren Willen zur Steuerung: weniger Mietwagen, strengere Regeln für Ferienwohnungen, klügere Werbung und eine höhere Ökosteuer. Ob Politik und Branche schnell reagieren, bleibt offen. Aber die Stimmung ist da – und wer auf dem Markt in Santa Catalina fragt, merkt: Die Einheimischen meinen es ernst.
Fazit: Die Insel sucht Balance. Tourismus bleibt wichtig, aber viele wollen jetzt Regeln, die Alltag und Natur schützen. Und ja: am Ende zählt, was morgens auf dem Paseo passiert – ob Platz für ein paar Schritte bleibt oder nicht.