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Balearen greifen ein: Regierung will Besucherzahlen regulieren – Stimmen sind zwiegespalten

Balearen greifen ein: Regierung will Besucherzahlen regulieren – Stimmen sind zwiegespalten

17.09.2025
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Eine neue Umfrage zeigt breite Unterstützung für Limits – die Regierung spricht von Schutz, Kritiker fordern mutigere Schritte.

Regel statt Ohnmacht: Die Balearen und der Plan, weniger Gäste zuzulassen

Am späten Nachmittag in Palma, auf der Plaça vor der Kathedrale, reden Einheimische inzwischen offen darüber: Zu viele Busse, zu volle Strände, Diesel auf den Nebenstraßen. Die Regionalregierung hat nun klar gemacht, dass sie gegensteuern will. Tourismusminister Jaume Bauzà verteidigte am Mittwoch die Linie der Regierung – man setze auf Begrenzung, Regulierung und Zusammenarbeit mit den Inselräten.

Was die Zahlen sagen

Eine aktuelle Erhebung der Tourismusagentur zeigt deutliche Mehrheiten für Einschränkungen: 75,6 Prozent der Befragten finden, es kämen zu viele Gäste pro Jahr. Knapp zwei Drittel unterstützen Einschränkungen bei Besucherzahlen, Kreuzfahrten und Unterkünften. Besonders deutlich fällt die Ablehnung gegen Ferienwohnungen (80,5 %) und Mietwagen (79,6 %) aus.

Und noch etwas: 67,6 Prozent befürworten eine höhere Öko-Steuer (Ecotasa) zur Förderung nachhaltiger Angebote. Fast 90 Prozent wünschen sich Maßnahmen zur Entzerrung der Saison und zur Verteilung der Besucher über andere Orte als nur die klassischen Badeorte.

Wirtschaft kontra Alltag

Die Zahlen zeigen ein widersprüchliches Bild: 86 Prozent sehen den Tourismus als zentrale Einkommensquelle, 74 Prozent verbinden ihn mit qualifizierten Arbeitsplätzen, 77,2 Prozent mit einem größeren Freizeit- und Kulturangebot. Gleichzeitig beklagen 78 Prozent steigende Wohnkosten und 65 Prozent sehen eine deutliche Umweltbelastung.

Minister Bauzà betonte die Notwendigkeit, beides zu verbinden: Die Bevölkerung schützen, aber die Wirtschaft nicht zu beschädigen. Konkrete Schritte sollen Verhandlungen mit Kreuzfahrtlinien, schärfere Kontrollen bei illegalen Angeboten und ein vorläufiges Dekret gegen neue touristische Flächen sein. Die Inselräte sollen ergänzende Regeln erarbeiten – jede Insel mit eigener Note, so der Minister.

Kritik und Bedenken

Einige Stimmen aus der Zivilgesellschaft monierten die Umfrage und die vorgeschlagenen Maßnahmen: Nicht alles sei rechtlich durchsetzbar, Schadenersatz-Risiken würden hemmen. Andere sagen, die Regierung gehe nicht weit genug – sie fordern mutigere Eingriffe, etwa bei der Umwidmung von Mehrfamilienhäusern oder einer strengeren Begrenzung von Tagesanläufen im Hafen von Palma.

Vor Ort spürt man die Mischung aus Erleichterung und Sorge. Eine Café-Besitzerin in El Jonquet sagte gestern um halb zehn bei Milchkaffee: „Wir brauchen Gäste, aber nicht zu jedem Preis.“ Ein älterer Taxifahrer fügte trocken hinzu: „Regeln sind schön – aber wenn sie zu kompliziert werden, verliert man Zeit und Kunden.“

Wie weiter?

Die Debatte bleibt offen. Die Regierung verspricht Dialog mit Inselräten, Sozialpartnern und der Branche. Für viele Bewohner ist klar: Es reicht nicht zu reden – die Wirkung zählt. Ob die angekündigten Maßnahmen ausreichen, wird sich an den Häfen, an den Straßen und auf den Mietmärkten zeigen. Bis dahin bleibt es ein lokales, aber auch politisches Ringen um Balance.

Was Sie merken dürften: weniger Schnellschüsse, mehr Papiere und Verordnungen, vielleicht etwas weniger Massentourismus in sensiblen Zonen. Und: Viele Menschen auf der Insel werden in den kommenden Monaten genau hinschauen.