Alcúdia: Ausbau der Entsalzungsanlage mit 250.000 € aus Touristensteuer – Fragen offen

Alcúdia plant Entsalzungs-Ausbau: Wer zahlt, wer braucht das Wasser wirklich?

👁 11462✍️ Autor: Ricardo Ortega Pujol🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Regierung will die Entsalzungsanlage im Hafen von Alcúdia erweitern. 250.000 Euro aus der Touristensteuer starten die Planung – doch bleiben Fragen zu Energie, Umwelt und Transparenz.

Mehr Meerwasser, weniger Sorgen? Die zentrale Frage in Alcúdia

Am Hafen von Alcúdia, zwischen den frühen Geräuschen der Fischer und dem fernen Rufen der Möwen, steht eine neue Debatte an: Reicht eine Erweiterung der Entsalzungsanlage, um Wasserknappheit in heißen Sommern nachhaltig zu lösen – und zu welchem Preis? Die Regierung hat angekündigt, die Anlage in der Bucht zu vergrößern. Rund 250.000 Euro aus der Touristensteuer sollen den Auftakt für Planung und erste Studien bilden. Für viele Einheimische klingt das wie ein willkommener Start; für andere eröffnet es ein Bündel offener Fragen.

Wer profitiert – und wer zahlt?

Die Nutznießer sind klar benannt: Alcúdia selbst, Sa Pobla, Can Picafort, Manacor und die Landwirtschaft in Es Pla. Auf dem Markt von Sa Pobla sieht man Bauern mit staubigen Händen, die sich Sorgen machen, weil Brunnen im Juli kaum noch Wasser liefern. Ein Landwirt im Pla sagte neulich leise: „Eine zuverlässige Quelle im Sommer ist für uns Gold wert.“ Doch die Finanzierungsquelle ist nicht unstrittig. Es ist nicht falsch, dass auch Touristen über die Steuer zur Infrastruktur beitragen – schließlich steigen in der Hochsaison Verbrauch und Druck auf das Netz. Ironisch genug: Wer am Passeig seinen Milchkaffee trinkt, zahlt womöglich für das Wasser, das sein Hoteldusche verbraucht.

Die weniger sichtbaren Risiken

Entsalzung klingt nach einer technischen Lösung für ein praktisches Problem. Was in den Cafés aber selten besprochen wird, sind die ökologischen und ökonomischen Nebeneffekte. Entsalzung verbraucht viel Strom; die Frage, wie viel davon aus erneuerbaren Quellen kommt, ist zentral. Ebenfalls oft unterschätzt: die Salzkonzentration (Brine), die zurück ins Meer geleitet wird, und mögliche Auswirkungen auf die lokale Meeresfauna in der Bucht von Alcúdia. Auch langfristige Betriebskosten, Wartung und Ersatzteile müssen transparent sein – ein einmaliger Zuschuss zur Planung löst diese Fragen nicht automatisch.

Was in der öffentlichen Debatte fehlt

Wir sollten kritischer fragen: Gibt es Alternativen oder Ergänzungen zur reinen Kapazitätserhöhung? Energiesparprogramme für Hotels, gezielte Bewässerungszeiten für die Landwirtschaft, Förderung von Tröpfchenbewässerung im Es Pla oder lokale Grauwasser-Wiederverwendung sind Maßnahmen, die parallel laufen müssten. Ebenfalls kaum diskutiert wird die Möglichkeit kleinerer, dezentraler Anlagen, die näher an Verbrauchsschwerpunkten stehen und Spitzenleitungen entlasten könnten. Eine weitere Lücke: klare Erfolgsindikatoren und ein offener Zeitplan mit Meilensteinen – nicht nur vage Daten wie „Anfang 2026".

Konkret: Chancen und konkrete Schritte

Die 250.000 Euro sind sinnvoll als Startkapital, wenn sie streng zweckgebunden eingesetzt werden. Konkrete Vorschläge, die die Planer besser berücksichtigen sollten:

- Umweltverträglichkeitsprüfung: Frühzeitige Studien zu Brine-Entsorgung und Schutz der Bucht.
- Erneuerbare Energie-Kopplung: Ausschreibungen mit klarem Anteil von Solarstrom plus Speicher; Pilotprojekt auf einer nahegelegenen Solarfreifläche.
- Wassersparprogramme: Förderungen für Hotels und landwirtschaftliche Betriebe (Drip-Irrigation, Smart-Meter).
- Transparente Berichterstattung: Öffentliche Zwischenberichte zu Kosten, Zeitplan und Umweltauswirkungen.
- Regionales Wassermanagement: Koordination zwischen Gemeinden, damit Trinkwasser, Landwirtschaft und Tourismus saisonal fair verteilt werden.

Zeitplan, Ausblick und eine Prise Alltag

Geplant ist, dass die Arbeiten gestuft beginnen könnten – frühestens Anfang 2026, mit ersten spürbaren Effekten gegen Ende 2026. Klingt knapp, aber in der Praxis entscheidet oft die Sorgfalt bei Planung und Umweltprüfung über den Erfolg. Bis dahin wird an der Bucht weiter gefischt, die Cafés an der Plaça füllen sich und die Sommersonne brennt schon vorher im Mai auf die Dächer von Alcúdia.

Die Erweiterung der Entsalzungsanlage ist kein Allheilmittel, aber ein pragmatischer Schritt. Entscheidend wird sein, wie transparent die Ausgaben aus der Touristensteuer dokumentiert werden und ob erneuerbare Energie sowie Wassersparmaßnahmen Hand in Hand mit dem Ausbau gehen. Ohne diese Kombination bleibt die Maßnahme ein technischer Pflasterstein – nützlich, aber allein nicht nachhaltig.

Was bleibt: klare Verpflichtungen zu Umweltstandards, ein offener Kostenplan und ein echter Dialog mit Bauern, Hoteliers und Anwohnern. Dann könnte aus der Debatte am Morgenhafen bald eine echte Erleichterung werden – und nicht nur ein weiteres Projekt, das man am Passeig diskutiert.

Ähnliche Nachrichten