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Allein im Blau: Ein Koch taucht Müll aus Mallorcas Wasser und findet Kurioses

Allein im Blau: Ein Koch taucht Müll aus Mallorcas Wasser und findet Kurioses

06.09.2025
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Jeden Morgen zieht ein polnischer Koch seinen Neoprenanzug an und befreit die Küste von Calvià vom Unrat – mit überraschenden Funden und viel Herzblut.

Ein Morgen wie jeder andere — und doch nicht

Um 7:30 Uhr, wenn die Cafés an der Küste noch nach heißem Kaffee riechen und die Fischer ihre Netze checken, zieht Kamil seinen alten Neoprenanzug an. Er heißt hier schlicht "Kamilo". Kochen kann er gut – im kleinen Max Garden in Palmanova zaubert er ab 13 Uhr Tacos und Wok‑Gerichte – doch seine zweite Arbeit macht er allein, mit Flosse und Schnorchel.

Ohne Flasche, mit Boje

Er taucht frei. Keine Sauerstoffflasche. Eine schwimmende Boje ist das einzige sichtbare Signal auf dem Wasser. "Ich halte etwa eine Minute bis eineinhalb unter Wasser", sagt er, als wir auf einer schattigen Parkbank am Hafen sprechen. Dann geht's runter, manchmal bis auf 30 Meter. Vorsichtig, sagt er. Immer vorsichtig. Man ist eben allein dort unten.

Der Neopren schützt gegen Quallen und Kälte. Im Winter nimmt er eine Thermoskanne mit Tee mit. Man schaut nach Fischen, aber auch nach Dosen. Nach Handys. Nach dem, was jemand vor einem Sturm verloren hat.

Mehr Müll als Schätze — aber dann doch

In den sieben Jahren auf der Insel hat Kamil nach eigener Schätzung mehrere Tonnen Unrat geborgen. "Rund 3.000 Kilo", sagt er. Vieles ist banal: Plastik, Dosen, alte Angelschnur. Aber immer wieder tauchen kuriose Dinge auf. Apple‑Watches, iPhones, manchmal Geld in einer Plastiktüte. Er versucht, Eigentümer zu finden – Facebook‑Gruppen helfen oft. Über hundert Gegenstände hat er so zurückgebracht.

Ein Fund, der hängen blieb: eine alte Dose, in der ein Oktopus ein Zuhause gefunden hatte. Ein anderes Mal zog er eine Schusswaffe aus dem Sand und übergab sie der Guardia Civil. Das brachte nicht nur Fragen, sondern auch Respekt.

Die Belohnung ist wild und klein

materiell wird er nicht reich. Was zählt, ist die Nähe zum Meer: ein Seepferdchen in einem Seegrasfeld, ein großer Rochen, der vorbeigleitet, oder eine ungewöhnliche Meeresschnecke, die laut Biologen selten ist. Er filmt viel – über 90 Vlogs sind auf seinem Kanal zu finden. Die Clips sind roh, ehrlich und manchmal komisch: Man sieht den Koch, wie er nach einem langen Restaurantdienst mit nassen Haaren ins Wasser springt.

"Ich will etwas zurückgeben", sagt Kamil. "Die Insel hat mir ein Zuhause gegeben. Das Meer hat mir Momente geschenkt." Er hat einen Freediving‑Kurs (Level One) gemacht. Rechtlich ist alles in Ordnung. Und trotzdem bleibt die Sorge: Immer mehr Müll, immer weniger saubere Stellen.

Ein Leben zwischen Herd und Wellen

Geboren in Sopot, ausgebildet in Gdynia, ein paar Jahre in Großbritannien — und jetzt Calvià. Tagsüber steht er am Herd, abends taucht er. Seine Wunschliste ist kurz: Carbon‑Flossen wären schön. Und vielleicht mehr Menschen, die mit anpacken.

Am Ende des Gesprächs wirft er noch mal einen Blick aufs Wasser. Die Boje schaukelt leicht. Da draußen liegt Arbeit, Ärger und Schönheit zugleich. Er holt Flaschen, schickt Nachrichten an Besitzer, trinkt seinen Tee. Und morgen früh? Dann ist er wieder im Blau unterwegs.