Llubí hat neue Regeln: Maximal drei Haustiere in Mietwohnungen, fünf im Einfamilienhaus; Freigänger-Katzen müssen kastriert werden. Die Verordnung bringt pragmatische Ziele, aber auch praktische und soziale Fragen mit sich.
Llubí setzt Grenzen — und Fragen: Drei Tiere pro Wohnung, Kastration für Freigänger
Auf der Plaça von Llubí, wo am Nachmittag die Siesta noch mit den Kirchenglocken einhergeht und die Boulespieler lauthals über die nächste Kugel streiten, ist seit Mitte Oktober neues Recht in Kraft. Der Gemeinderat hat entschieden: In Mietwohnungen dürfen künftig höchstens drei Haustiere gehalten werden, in Einfamilienhäusern bis zu fünf. Und Katzen, die nach draußen dürfen, müssen kastriert sein.
Die Leitfrage, die hinter dem Beschluss steht, ist deutlich: Wie lässt sich Tierschutz mit dem friedlichen Zusammenleben in einem eng bebauten Dorf wie Llubí verbinden? Auf dem Papier liest sich das als pragmatische Antwort auf Probleme. In der Realität treffen Nachbarschaftsängste, jahrzehntelange Gewohnheiten und Tierschutzideen aufeinander — und das sorgt für Gesprächsstoff entlang der Calle Major und vor dem Ajuntament.
Warum diese Regeln?
Das Rathaus nennt konkrete Auslöser: unkontrollierte Vermehrung von Katzen, nächtlicher Lärm, zerrissene Müllsäcke durch streunende Hunde und überforderte Anwohner. Wer morgens zum Markt geht, riecht das frische Brot und hört oft genug das Klagen über verlorene Ruhe oder herumstreunende Tiere. Ein Stammgast im Café bringt es auf den Punkt: „Endlich macht jemand was, sonst wächst uns das über den Kopf.“
Im Kern steht die Kastrationspflicht für Freigängerkatzen. Ziel ist, die unkontrollierte Vermehrung zu stoppen und langfristig die Belastung für Tiere und Gemeinde zu verringern. Die Idee ist: weniger Katzenwelpen, weniger Kolonien, weniger Konflikte.
Was die Debatte kaum beleuchtet
Zwischen den guten Absichten liegen jedoch viele ungeklärte Fragen. Wer überprüft, ob ein Feriengast seine zwei Kater mitbringt? Wie geht man mit Mehrtier-Haushalten um, die seit Jahren bestehen? Wer zahlt die Kastration für Menschen mit geringem Einkommen? Und was, wenn Vermieter die neuen Regeln nutzen, um Haustiere generell zu verbieten?
Besonders blinden Flecken sind die Freiwilligen, die seit Jahren Futterstellen und Betreuung für Katzenkolonien organisieren. Ohne klare Vorgaben für TNR-Programme (Trap-Neuter-Release) droht ein Flickenteppich aus Aktionen ohne zentrale Nachsorge. Auch das Thema Chippen und Registrierung wurde nur angerissen, bleibt aber zentral: Ohne Identifikation kann Kontrolle schnell willkürlich und ineffektiv werden.
Konkrete Chancen statt bloßer Verbote
Llubí hat die Möglichkeit, aus der Verordnung mehr zu machen als ein Verbotsschreiben. Es braucht begleitende Maßnahmen, damit Tierschutz sozialverträglich funktioniert. Vorschläge, die vor Ort diskutiert werden sollten:
Subventionierte Kastrationskampagnen: Mobile Kliniken oder Rabattaktionen bei lokalen Tierärzten, zeitlich begrenzt und sichtbar beworben — so werden Kostenbarrieren reduziert und Akzeptanz gewonnen.
Ein einfaches Haustierregister: Ein lokales Register mit Chipchecks bei längeren Aufenthalten bringt Transparenz. Feriengäste könnten vorübergehend registriert werden, statt dauerhaft kontrolliert zu werden.
Gezielte Aufklärung: Workshops in der Schule, Informationsstände auf dem Wochenmarkt, Flyer im Kulturhaus — wenn Menschen verstehen, warum Kastration und Registrierung wichtig sind, sinkt der Widerstand.
Koordination der Ehrenamtlichen: Anerkannte Futterstellen, ein kommunaler Koordinator und klare Abläufe für TNR-Aktionen verhindern wilden Alleingang. Ehrenamtliche brauchen Rückhalt, nicht Verdächtigungen.
Soziale Staffelungen bei Sanktionen: Verwarnungen, verpflichtende Beratungen, soziale Härtefall-Regelungen und erst dann Bußgelder — so bleibt die Regel durchsetzbar, ohne sozial schwächere Haushalte zu bestrafen.
Wie weiter?
Die Verordnung ist ein Anfang, kein Abschluss. In den kommenden Wochen wird das Amtsblatt Bußgeldhöhen nennen, und die praktische Umsetzung entscheidet, ob Llubí zu einem Modell für verantwortungsvollen Tierschutz werden kann oder nur zu einem weiteren Reglement, das Spannungen verschärft.
Wichtig ist eines: Regulieren allein reicht nicht. Wer Tiere verantwortungsvoll halten will, braucht Zugang zu Information, medizinischer Versorgung und, wenn nötig, finanzieller Unterstützung. Auf der Plaça liegen die Bänke in der Sonne, irgendwo miaut eine Hofkatze nach ihrer Freiheit — Llubí hat eine Richtung vorgegeben. Ob daraus ein praktikables, menschliches Modell entsteht, hängt jetzt vom Pragmatismus im Rathaus und vom Engagement der Nachbarn ab.
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