Handgepäck-Messrahmen in Palma: Mehr Klarheit oder neues Chaos?

Neue Handgepäck-Messrahmen am Flughafen Palma: Mehr Klarheit oder nur Theater am Gate?

👁 6420✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

Ryanair hat neue Metallrahmen an Gates in Palma aufgestellt und erlaubt nun ein größeres kostenloses Handgepäckstück. Doch bringen die Messrahmen tatsächlich Transparenz — oder bleiben sie Spielball von Gebühren, Diskretion und schlechter Kommunikation?

Mehr Raum für die Tasche — aber die Frage bleibt: Wer profitiert wirklich?

Am Vormittag dröhnt die Abflughalle B in Palma: Ansagen in Katalanisch, Spanisch und Englisch, das Klappern von Rollkoffern, der Duft von starkem Kaffee aus einem mobilen Stand. Dazwischen stehen seit Kurzem neue, silberne Metallrahmen, in die Passagiere ihr Handgepäck schieben müssen. Ryanair hat sie an mehreren Airports installiert — offiziell, um Missverständnisse zu vermeiden. Doch die zentrale Frage ist: Schaffen diese Messrahmen wirklich mehr Transparenz oder erzeugen sie nur neue Konflikte bei Boarding und Kontrolle?

Was sich konkret ändert

Die wichtigste Neuerung: Das kostenlose Handgepäck darf laut Ryanair jetzt bis zu 40 x 30 x 20 Zentimeter messen. Für viele Mallorca-Urlauber heißt das mehr Spielraum — gerade für kurze Trips oder Wochenenden. Trotzdem gilt: Die Tasche muss unter den Vordersitz passen. Wer einen zusätzlichen kleinen Trolley mit an Bord bringen will, braucht weiterhin Priority-Boarding. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel über Ryanairs neue Handgepäckregel.

Die Zahlengröße klingt auf dem Papier nach Fortschritt. In der Praxis aber entscheidet häufig das menschliche Urteil am Gate — und das ist bislang nicht per Messrahmen eliminiert.

Warum das auf Mallorca besonders auffällt

Mallorca ist ein Kurztrip-Revier: Familien, Paare und Handwerker pendeln zwischen Insel und Festland, viele Flüge sind kurz und oft ausgebucht. In den letzten Monaten hörte man am Flughafen öfter hitzige Diskussionen, weil Mitarbeiter kleine Abweichungen als „zu groß“ bewerteten und Gepäckstücke kostenpflichtig umgepackt oder im Frachtraum verstaut wurden. Solche Szenen nerven, kosten Zeit — und manchmal Geld. Wer sich für die Hintergründe interessiert, kann unseren Artikel über Handgepäck-Streit lesen.

Eine Reisende aus Köln, die am Terminal B um 11:15 Uhr wartete, fasste die Stimmung so zusammen: „Endlich ein bisschen Luft — aber ich hoffe, die Kontrolle ist jetzt fairer.“ Stimmen wie diese sind in der Schlange zu hören: Erleichterung, aber auch Skepsis.

Worauf es bei der Umsetzung ankommt

Die Messrahmen sind nur so gut wie die Regeln, die dahinterstehen. Drei Aspekte sind hier entscheidend und wenig öffentlich diskutiert:

1. Personalspielraum: Mitarbeiter treffen weiterhin Entscheidungen unter Zeitdruck. Ohne verbindliche, schriftliche Anweisungen für den Umgang mit Grenzfällen bleibt Interpretationsspielraum — und damit Streitpotenzial.

2. Ökonomische Anreize: Billigairlines verdienen an Zusatzprodukten wie Priority-Boarding und Gepäckaufgabe. Wenn Messrahmen routinemäßig als Grund für Gebühren dienen, ist die Gefahr groß, dass die Maßnahme dem Unternehmensinteresse dient — nicht dem Passagier.

3. Sichtbarkeit und Kommunikation: Neue Regeln nützen wenig, wenn sie nicht klar am Flughafen und online kommuniziert sind. Viele Reisende erfahren von Änderungen erst am Gate, was zu unnötigen Auseinandersetzungen führt. Informationen dazu finden Sie auch in unserem Artikel über Handgepäck-Kontrollen bei Ryanair.

Konkrete Chancen und Lösungsansätze

Damit die Maßnahme nicht nur kosmetisch bleibt, bieten sich in Palma und anderswo einige pragmatische Schritte an:

Transparenz am Gate: Deutliche Hinweisschilder mit den erlaubten Maßen gleich beim Check-in und an den Sicherheitskontrollen. Eine kurzes, sichtbares Poster neben dem Messrahmen mit einem Bildbeispiel erspart Diskussionen.

Standardisierte Messprozeduren: Ein kurzes Trainingsprogramm für Gate-Personal, das klare Entscheidungskriterien in Zentimetern und Millimetern vorgibt, reduziert Willkür.

Vor-Abmessungen online: Ein interaktiver Rechner im Buchungsbereich oder eine Erinnerungs-Mail mit einer Anleitung zum einfachen Nachmessen zuhause – altmodisches Maßband empfohlen — würde viele Überraschungen vermeiden.

Beschwerde- und Beweispfaden: Ein klarer, leicht zugänglicher Prozess für Passagiere, die sich ungerecht behandelt fühlen — etwa ein Formular am Flughafen oder eine spezielle E-Mail-Adresse mit Fristen.

Tipps für Mallorca-Reisende

Praktische Ratschläge sind schnell gegeben: Messen Sie Ihre Tasche zuhause, packen Sie so, dass sie sicher unter den Vordersitz passt, und machen Sie im Zweifel ein Foto von der Tasche im Messrahmen am Gate. Digitaler Nachweis und Ruhe sparen oft Nerven — und manchmal ein paar Euro.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung, aber kein Allheilmittel

Die neuen Messrahmen an Palmas Gates sind mehr als ein optisches Update: Sie können zu weniger Chaos am Gate führen — wenn Ryanair und die Flughafenbetreiber die Umsetzung ernst nehmen. Sonst bleibt es beim gewohnten Schauspiel: ein bisschen Theater, wachsende Gebührenlinien und Reisende mit improvisierten Maßbändern. Auf Mallorca, wo die Fluggäste morgens pünktlich an den Bussen zum Strand sein wollen, zählt am Ende vor allem eins: Verlässlichkeit, nicht nur neue Metallrahmen.

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