Mehr Kontrolle, mehr Ärger — am Schalter und an Bord
In der Abflughalle C des Flughafens Palma haben die Stimmen der Mitarbeitenden in den letzten Tagen an Schärfe gewonnen. Nicht, weil das Wetter schlecht ist (es war wieder um die 28 °C), sondern wegen einer internen Regel bei einer Billigairline, die auch viele Mallorca-Urlauber bringt: Mitarbeiter sollen künftig stärker auf die erlaubte Handgepäckgröße achten — und für jeden Fund eine höhere Prämie bekommen.
Was genau geändert wird: Berichten zufolge steigt die Belohnung pro entdecktem, zu großem Gepäckstück von 1,50 € auf 2,50 € und die bisherige monatliche Obergrenze entfällt. Das Ziel der Airline: schnelleres Verstauen der Koffer, weniger Verzögerungen beim Boarding.
Zwischen Praxis und Stimmung
Die deutsche Flugbegleitergewerkschaft Ufo sieht das anders. Kolleginnen, mit denen ich an den Gates gesprochen habe, schilderten nervige Szenen: müde Familien, karierebewusste Geschäftsreisende und Rentner mit Trolley, die plötzlich vor hunderten Leuten umpacken müssen. Eine Stewardess aus Hamburg meinte trocken: "Das ist wie Öl ins Feuer gießen — wir fangen den Ärger ab, bevor das Flugzeug überhaupt rollt."
Andere Stimmen sagen: Ja, wenn alle Passagiere ihr Handgepäck wie vorgeschrieben (40×30×20 cm im günstigsten Tarif) hätten, gäbe es die Diskussion gar nicht. In der Praxis aber landen normale Kabinenkoffer oft im Gang oder in den Fächern und sorgen für Stau.
Strafen und Sicherheit
Die Gesellschaft argumentiert, dass volle Fächer und chaotisches Verstauen bei hoher Auslastung Verzögerungen und Kosten verursachen können. Gleichzeitig hat sie in Einzelfällen auch hohe Forderungen gegen auffällige Passagiere gestellt — bis zu 500 € werden berichtet — und fordert teilweise auch eingeschränkten Ausschank am Flughafen.
Verbraucherschützer und einige Abgeordnete im EU-Parlament kritisieren das Geschäftsmodell, weil nur sehr kleine Taschen im Basistarif kostenlos mitgenommen werden dürfen. Sie sehen darin eine Erschwernis für Reisende und eine versteckte Einnahmequelle der Airlines.
Was das für Reisende bedeutet
Praktisch heißt das: Wer günstig fliegt, sollte vorab messen, umpacken oder das größere Stück zusätzlich buchen. Vor Ort heißt es mehr Geduld am Gate — und manchmal ein Blick auf die Uhr: Boarding beginnt pünktlich, aber wer in letzter Minute mit großem Koffer kommt, riskiert Ärger.
Die Kontroverse zeigt eines: Effizienzmaßnahmen bei Airlines können schnell zu sozialen Spannungen werden. Auf Mallorca, wo viele Flüge kurz und oft ausgebucht sind, spürt man das unmittelbar — zwischen Duty-Free-Shop, Kaffeestand und Abflugtafel.