Ein lauter Knall in den Orangenhainen bei Alcúdia – zwei Pkw prallen frontal auf der Ma-13 zusammen. Warum passiert so etwas gerade an diesem Abschnitt, und welche Maßnahmen könnten künftig Leben retten?
Frontalcrash auf der Ma-13 bei Alcúdia: Hätte man den Unfall verhindern können?
Gestern Nachmittag, kurz nach 16:20 Uhr, zerriss ein Schrei von Metall die sonst ruhige Geräuschkulisse der Orangenhaine entlang der Ma-13. Sirenen heulten über die Felder, Nachbarinnen kamen mit Decken aus ihren Häusern, und der vertraute Duft von Zitrusfrüchten mischte sich mit dem beißenden Geruch von verbranntem Gummi. Zwei Pkw kollidierten frontal; ein Fahrer wurde so schwer eingeklemmt, dass die Feuerwehr das Fahrzeug aufschneiden musste. Die Rettungswagen brausten später Richtung Inca, die Gespräche auf den Straßen von Alcúdia und in Richtung Playa de Muro drehten sich nur noch um eine Frage: Hätte man diesen Zusammenstoß verhindern können?
Was die Ermittlungen jetzt klären müssen
Die Guardia Civil untersucht Bremsspuren, befragt Augenzeug*innen und überprüft Fahrzeugschäden. Solche Formalitäten sind wichtig, doch die Ursachen liegen selten nur in einer einzigen Szene. Geschwindigkeit, Ablenkung durch Navi oder Handy, die blendende Nachmittagssonne, landwirtschaftliche Fahrzeuge, die plötzlich auf die Fahrbahn fahren, und Engstellen mit unklarer Markierung wirken zusammen. Auf der Ma-13 treffen Tramuntana-Ausläufer, Küstenverkehr und landwirtschaftliche Zufahrten aufeinander – eine Mischung, die besonders in der Ferienzeit zu gefährlichen Situationen führt.
Aspekte, die selten laut diskutiert werden
Die Debatte bleibt oft an der Fahrweise der Beteiligten hängen. Weniger beachtet wird, wie stark Tageszeit und touristisches Verhalten das Risiko erhöhen: Am späten Nachmittag steht die Sonne tief, viele Besucher sind unterwegs, ungewohnt mit der Insel und auf Karte oder Navi angewiesen. Dazu kommen Lieferwagen und Traktoren, die aus den Orangenhainen fahren, und kurzzeitige Staus vor Einmündungen, die zu riskanten Überholmanövern verleiten. Ebenfalls selten erwähnt: die Folgen einer längeren Vollsperrung für Folgeeinsätze der Rettungskräfte oder für Lieferketten lokaler Betriebe — Stundenlang blockierte Straßen betreffen nicht nur den Unfallort, sondern das ganze Umland.
Konkrete Chancen: Was kurzfristig hilft
Nicht jede Lösung braucht Jahre. Kurzfristig würden verstärkte Kontrollen zu Stoßzeiten, mobile Tempomessungen und klar sichtbare temporäre Begrenzungen an Engstellen schon Wirkung zeigen. Sichtbare Maßnahmen wie zusätzliche, gut platzierte Verkehrszeichen, reflektierende Leitpfosten und auffällige Fahrbahnmarkierungen vor Kurven reduzieren Fehler bei tiefstehender Sonne. Auch temporäre Beschränkungen für Überholmanöver an besonders unübersichtlichen Abschnitten könnten sofort Risiken senken.
Mittelfristige Maßnahmen mit Praxisnähe
Straßenplaner sollten prüfen, wo physische Mitteltrennungen, zusätzliche Überholverbote oder Rumble Strips sinnvoll sind. Gerade an kurzen Geraden, die zu riskanten Überholmanövern verleiten, kann eine einfache Änderung des Straßenquerschnitts viel bewirken. Ebenso wichtig sind Informationskampagnen für Touristen: Mietwagenanbieter, Autovermietungen am Flughafen und digitale Karten könnten Hinweisfenster einblenden, wenn Fahrer auf Abschnitte wie die Ma-13 zusteuern. Flyer oder QR-Codes an Übergabestellen mit Hinweisen zum lokalen Fahrverhalten wären kein Luxus.
Langfristig: Daten, Kooperation, Prävention
Langfristig braucht es eine koordinierte Auswertung von Unfalldaten: Consell, Gemeinden und die Guardia Civil müssen Unfallhäufigkeit nach Tageszeit, Fahrzeugtyp und Unfallsituation systematisch analysieren. Nur mit belastbaren Daten lassen sich Prioritäten setzen — welche Abschnitte wirklich gefährlich sind und welche Maßnahmen am effektivsten helfen. Ergänzend dazu sollten regelmäßige Erste-Hilfe-Trainings sowie lokale Nachbarschaftsübungen gefördert werden; das gestrige schnelle Eingreifen der Anwohnerinnen war lebenswichtig und ist kein Ersatz, aber eine wertvolle Brücke bis zum Eintreffen der Profis.
Was jetzt zählt
Die Ermittlungen laufen, die verletzten Menschen brauchen Zeit und Fürsorge. Für die Gemeinschaft rund um Alcúdia bleibt die Frage, ob man aus diesem Schock Konsequenzen zieht. Hätte man den Unfall verhindern können? Wahrscheinlich nicht jede einzelne Kollision. Aber mit einem klugen Mix aus technischen, ordnungsrechtlichen und kommunikativen Maßnahmen ließen sich Risiken deutlich senken. Es geht nicht nur um Strafen, sondern um bessere Gestaltung der Straße, klarere Informationen für Urlauber und bessere Abstimmung zwischen Behörden. Und bis wir das alles haben: Augen auf, Tempo anpassen und mit dem Unvorhersehbaren rechnen — auf der Ma-13 kann eine gewöhnliche Fahrt schnell zur lebensbedrohlichen Lage werden.
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