Airbnb will ab Mitte Oktober Inserate ohne Registrierungsnummer entfernen. Für Mallorca könnte das Entlastung bringen — doch es droht Verlagerung, Verschleierung und Bürokratie. Ein Blick auf Chancen und ungelöste Probleme.
Airbnb sagt illegalen Ferienwohnungen auf den Balearen den Kampf an – ein klares Signal, aber reicht das?
Letzte Woche, bei Sonne und einem starken Mokka an der Plaça del Mercat, hörte ich zwei Vermieter diskutieren: Ab Mitte Oktober will Airbnb Anzeigen ohne offizielle Registrierungsnummer entfernen – erst auf Ibiza, dann auch auf Mallorca, Menorca und Formentera. Auf den Straßen von Palma, an der Calle Sant Miquel und in Santa Catalina spürt man sofort die Erleichterung bei Anwohnern, die genug haben von nächtlichen Partys, Müllbergen und dem dauernden Kommen und Gehen.
Was genau plant die Plattform – und warum ist das mehr als ein Klick?
Airbnb will Listings ohne gültige Registrierungsnummer ausfiltern. In der Praxis bedeutet das: Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, Zimmer in illegalen Mini-Apartments und manchmal sogar fragwürdige Angebote wie Boote oder wilde Camps sollen verschwinden. Behörden auf Ibiza melden bereits Tausende entfernte Inserate. Für Mallorca, wo Untersuchungen nahelegen, dass etwa jede vierte gelistete Immobilie keine Genehmigung hat, wäre das ein echter Einschnitt – mehrere tausend Wohnungen und über 40.000 Betten stehen hier auf dem Spiel. Wie dies genau aussieht, wird unter Airbnb räumt auf: Was die Sperre ab Oktober für Mallorca wirklich bedeutet detailliert erklärt.
Die zentrale Frage: Dämpft das die Probleme – oder verlagert es sie?
Das ist der Knackpunkt. Löschen heißt nicht automatisch verschwinden. Die Maßnahmen können kurzfristig Lärm und Leerstände in Vierteln wie La Lonja oder Portitxol reduzieren, doch illegalen Anbietern stehen einfache Auswege offen: andere Plattformen, umbenannte Inserate, Buchungen außerhalb der Plattform oder die Nutzung von Zwischenagenturen mit scheinbar gültigen Nummern. Der Teufel steckt im Detail der technischen Umsetzung und in der Zusammenarbeit zwischen Plattformen, Gemeinden und Polizei. Die aktuellen Herausforderungen werden auch thematisiert im Artikel Madrid zieht Grenze: Strengere Regeln für Ferienvermietungen – und was Mallorca jetzt tun muss.
Aspekte, die kaum diskutiert werden
1) Datenlücke und Geschwindigkeit: Behörden müssen Registrierungsdaten aktuell halten und direkt mit Plattformen austauschen. Ohne automatisierten Datenabgleich wird jede Löschung ein Tropfen auf den heißen Stein.
2) Mietverträge und Eigentümerverhältnisse: Viele Mietverhältnisse mit langfristigen Mietern werden heimlich in Kurzzeitvermietungen umgewandelt – oft ohne Wissen der Vermieterbank oder der Gemeinschaft der Eigentümer. Die Kontrollbefugnisse der Gemeinden sind hier begrenzt.
3) Wirtschaftliche Verlagerung: Hoteliers begrüßen die Maßnahme, aber es droht eine Verlagerung in die gewerbliche Kurzzeitvermietung oder in informelle Netzwerke, die steuerlich und arbeitsrechtlich im Schatten agieren.
4) Soziale Folgen: Wenn Tausende Wohnungen legal aus dem Markt genommen werden, entsteht kurzfristig mehr Wohnraum — aber auch Druck auf Mieter durch steigende Preise, wenn Eigentümer die Rendite anderweitig sichern wollen. Ein tiefgehender Einblick in die Missstände gibt der Artikel Illegale Ferienanzeigen auf Mallorca: Warum die Kontrolle versagt und wie sie besser klappen könnte.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Ein bloßes Löschen ist nur der Anfang. Damit die Maßnahme wirkt, braucht es drei Hebel:
1. Bessere digitale Zusammenarbeit. Ein Echtzeit-Interface zwischen Gemeinde-Datenbanken und Plattformen würde das Ausfiltern automatischer machen. So müssen Inserate nicht tagelang geprüft werden, während in der Nachbarschaft weiter Gäste kommen.
2. Sanktionen und Kontrollen vor Ort. Bußgelder, kombinierte Kontrollen mit Polizei und Gemeindemitarbeitern sowie die Möglichkeit, bei Wiederholungstätern Informationen an Banken und Steuerbehörden weiterzuleiten. Wer mehrfach illegal vermietet, muss ernsthafte finanzielle Folgen spüren.
3. Anreize statt nur Verbote. Kleinvermieter sollten erleichterten Zugang zu legalen Modellen bekommen: klare, einfache Registrierung, transparente Gebühren und Ansprechpartner in den Gemeinden. Eine Hotline in Palma, die schnelle Auskunft über eine Nummer gibt, wäre ein Anfang.
Und die Nachbarn?
Viele Konflikte beginnen mit einem vollen Mülleimer oder einer lauten Feier am frühen Morgen. Ein sachlicher Rat: Das Gespräch mit dem Vermieter oder ein Anruf bei der Gemeinde hilft oft mehr als ein langer Rechtsstreit. Gleichzeitig brauchen Stadtviertel wie Es Born und Molinar verlässliche Anlaufstellen, damit Beschwerden dokumentiert und Folgekontrollen möglich sind.
Am Ende bleibt offen, wie konsequent die Umsetzung wird. Das angekündigte Löschen ab Oktober ist ein deutliches Signal — aber ob damit die illegale Vermietung ausgetrocknet wird, hängt von der Technik, dem Willen der lokalen Behörden und der Entschlossenheit der Plattform ab. Wer in dieser Insel-Saison aufmerksam ist, schaut vor der Buchung auf die Registrierungsnummer und fragt nach. Und die Stadtverwaltungen sollten beim nächsten Marktbesuch an der Plaça del Mercat nicht nur über Kaffeepausen reden, sondern die Daten in die Hand nehmen.
Die Inselatmosphäre mit Meeresgeruch, Motorradgebrumm und Marktgesprächen wird davon profitieren — sofern die Behörden Schritt halten und nicht nur auf der Sonnenseite reden. Madrid hat bereits mehr als 2.300 Ferienwohnungen auf den Balearen gelöscht – ein Durchbruch mit Risiko, wie hier beschrieben wird: Madrid lässt mehr als 2.300 Ferienwohnungen auf den Balearen löschen – ein Durchbruch mit Risiko.
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