Madrid aktiviert zentrales Melderegister: Über 2.300 Anzeigen auf den Balearen wurden entfernt. Chance für Wohnraum — aber auch Folgeprobleme.
Mehr als 2.300 Anzeigen verschwinden — aber löst das das Wohnungsproblem?
Am Morgen, als die Kirchenglocken von La Seu gerade noch nachhallten und auf dem Passeig des Born Lieferroller zwischen Straßencafés hindurchbrausten, sprachen die Leute in Palma nur über eines: Madrid hat das zentrale Melderegister gegen illegale Ferienvermietung aktiviert. Ergebnis: Plattformen wurden aufgefordert, alle Objekte ohne gültige Registrierungsnummer aus dem Verkehr zu ziehen. Auf den Balearen sind nach Angaben aus der Verwaltung über 2.300 Inserate betroffen. Wenn die Nummer fehlt: Plattformen sollen 2.373 Ferienwohnungen auf den Balearen löschen
Warum das auf einmal klappt — und was dahinter steckt
Die Logik ist einfach und an sich sinnvoll: Nur Wohnungen mit gültiger Registrierungsnummer dürfen beworben werden. Plattformen wie Airbnb, Booking und ähnliche müssen Inserate ohne Nummer entfernen. Praktisch bedeutet das kurzfristig: Sichtbarkeit weg, Umsatz weg — und für manche Vermieter kompletter Ärger. Für Behörden ist es ein leichter Sieg; der Druck aus den Straßen, aus Cafés und von betroffenen Nachbarn hat offenbar Wirkung gezeigt. Airbnb setzt Balearen unter Druck: Löschen illegaler Inserate — und was das für Mallorca heißt
Doch die Sache hat mehrere Ebenen: Einerseits ist die Maßnahme ein klares Signal an die Betreiber der Portale: Entweder Ihr prüft sauber, oder Ihr trefft Sanktionen. Andererseits offenbart die Aktion technische und organisatorische Lücken: Das zentrale Register ist neu, Schnittstellen zu den Plattformen sind frisch programmiert, und viele Vermieter klagen, dass sie zwar berechtigt sind, aber wegen Papierkram oder IT-Problemen noch keine Nummer erhalten haben.
Wer bleibt auf der Strecke? Die Mitvergessenen
Ein zentrales Problem, das in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt: Kollateralschäden. Wer seine Papiere eingereicht hat, aber noch keine Rückmeldung bekam, verliert plötzlich die Werbemöglichkeit — mit finanziellen Folgen. Einige Vermieter berichten von langen Wartezeiten, fehlenden Bestätigungs-E-Mails oder widersprüchlichen Angaben zwischen regionalen und zentralen Behörden. Das führt zu Frust und in Einzelfällen zu existenziellen Sorgen, vor allem bei Menschen, die vom Sommergeschäft abhängig sind. Riesige Lücke im Register: Fast 8.000 nicht angemeldete Ferienwohnungen auf Mallorca
Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie sauber die Plattformen prüfen: Entfernen sie nur Anzeigen ohne sichtbare Nummer oder gehen sie tiefer, gleichen sie Eigentümerdaten mit dem Register ab? Wenn nur die Oberfläche bereinigt wird, bleibt ein großer Teil des Problems bestehen — und manche bad actors werden neue Wege finden, Nummern zu fälschen oder Listings zu verschleiern.
Die politische Dynamik auf der Insel
Erstaunlich ist in der aktuellen Runde die parteiübergreifende Einigkeit: Konservative Regionalpolitiker und Sozialdemokraten schieben gemeinsam an diesem Thema. Offenbar treffen hier politischer Wille und lokaler Druck aus Nachbarschaften zusammen: Anwohner klagen über Lärm, dauerhaft vollgestellte Treppenhäuser und einen spürbaren Rückgang an langfristig vermietbaren Wohnungen. Das erzeugt politischen Handlungsdruck — und das sieht man in Entscheidungen wie dieser.
Die Regionalregierung gibt zu, dass das Register noch an einigen Stellen nachgebessert werden muss. Gleichzeitig wird betont, dass Steuerkontrollen und Inspektionen seit 2023 deutlich ausgeweitet wurden — manche sprechen sogar von einer Verdreifachung der Kontrollen. Mehr Kontrollen gegen illegale Ferienvermietung – Was die Zahlen wirklich sagen Ob diese Kontrollen nachhaltig sind, hängt jetzt an Kapazitäten und Vernetzung vor Ort, nicht nur an zentralen Vorgaben aus Madrid.
Was Einheimische wirklich spüren
Für viele Bewohner Mallorcas könnte das erste kleine Entlastung bringen. Wenn weniger Wohnungen als Ferienunterkunft angeboten werden, steigt potenziell der Bestand an dauerhaften Mietwohnungen — besonders in heiß umkämpften Vierteln wie Santa Catalina, Es Jonquet oder der Innenstadt von Palma. Familien, die bisher an der Wohnungssuche verzweifelten, sehen in solchen Maßnahmen einen Funken Hoffnung.
Doch Vorsicht: Solche Effekte treten nicht automatisch ein. Wohnungen, die aus dem Markt für Kurzzeitmiete verschwinden, werden nicht automatisch in langfristige Mietangebote überführt. Es braucht flankierende Maßnahmen: steuerliche Anreize für Langzeitvermietung, Schutz für Mieter und Auflagen, die Spekulation unattraktiver machen.
Praktische Probleme und mögliche Lösungen
Die aktuelle Lage zeigt auch einfache, pragmatische Baustellen: Die IT-Schnittstelle zwischen Register und Plattformen muss stabiler werden. Ein gestaffeltes Vorgehen wäre fairer — eine Übergangsfrist für bereits beantragte, aber noch nicht bestätigte Fälle, kombiniert mit Sanktionen gegen Plattformen, die bei offensichtlichen Verstößen nicht kooperieren. Dazu sollten zentrale und regionale Behörden Datenabgleiche ermöglichen, damit Inserate nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich kontrolliert werden können.
Konkrete Vorschläge: Ein beschleunigtes ‚Fast-Track‘-Verfahren für legitime Vermieter, klare Fristen für Plattformen zur Entfernung illegaler Inserate, regelmäßige öffentliche Berichte über die Anzahl gelöschter vs. wiederkehrender Inserate und eine Hotline vor Ort — zum Beispiel in Palma —, die Vermietern und Nachbarn bei technischen Fragen hilft.
Ein Zwischenfazit — und ein Blick in die Cafés
Am Ende bleibt die Leitfrage: Werden 2.300 entfernte Anzeigen das Wohnen auf Mallorca nachhaltig verbessern — oder schaffen sie nur kurzfristig Ordnung, während andere Löcher im System offen bleiben? In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie präzise die Prüfungen sind, wie schnell Portale reagieren und wie gut die Verwaltung Nachbesserungen umsetzt.
Ich werde die anstehenden Gesprächsrunden mit Plattformen und Behörden weiterverfolgen — nicht in steril wirkenden Sitzungssälen, sondern da, wo die Stimmung entsteht: an der Bar eines kleinen Cafés in Santa Catalina. Dort zwischen Kaffeeduft, Motorenlärm und Meeresbrise hört man am schnellsten, was wirklich nervt und wo echte Lösungen nötig sind.
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