2.373 Inserate auf den Balearen: Aufräumen ohne Kollateralschäden?

Wenn die Nummer fehlt: Plattformen sollen 2.373 Ferienwohnungen auf den Balearen löschen

👁 8743✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Zentralregierung verlangt, dass Plattformen mehr als 2.300 Inserate von den Balearen nehmen — ein Schritt gegen illegale Kurzzeitvermietung, der aber Ängste und Praxisprobleme weckt.

Wenn die Nummer fehlt: Plattformen sollen 2.373 Inserate von den Balearen entfernen

Am Montagabend drehte sich in Palma in den Straßencafés von Santa Catalina und an der Passeig-Mallorca-Promenade wieder alles um dieselbe Frage: Plattformen wie Airbnb sollen knapp 2.400 Inserate von den Balearen aus dem Netz nehmen. Konkret: 2.373 Angebote, die zwar im neuen zentralen registro único auftauchen, aber offenbar keine gültige Genehmigungsnummer vorweisen.

Die zentrale Leitfrage: Aufräumen oder Kollateralschaden?

Das ist die einfache, aber drängende Frage. Auf der einen Seite steht das Ziel, illegale Kurzzeitvermietung einzudämmen und endlich Wohnraum für Einheimische freizusetzen. Die Inselregierung lobt den Schritt, Minister betonen die Notwendigkeit, das Gesetz durchzusetzen. Auf der anderen Seite stehen besorgte Vermieter, die von technischen Pannen, bürokratischen Verzögerungen und fehlender Kommunikation berichten. Im Rathaus, am Paseo und in den alten Gassen von La Lonja hört man denselben Satz: „Wenn alles sauber ist, muss doch nichts passieren. Aber das Chaos mit den Nummern macht uns allen das Leben schwer.“

Analyse: Warum das System hakt — und was selten gesagt wird

Der registro único ist prinzipiell sinnvoll: eine zentrale Datenbasis, über die Plattformen validieren können, ob eine Unterkunft legal ist. Praktisch offenbaren sich aber mehrere Schwachstellen. Erstens: Die Übergangsphase. Viele Wohnungen haben noch gültige Lizenzen, warten aber auf eine neue Registrierungsnummer. Zweitens: technische Schnittstellen. Wenn Plattformen automatisch löschen, ohne menschliche Kontrolle, drohen Fehlabschaltungen. Drittens: Ungleiche Last. Kleinvermieter, die ihre Wohnung neben Katzengeflüster und Waschmaschinen in La Lonja vermieten, besitzen nicht die Ressourcen, um laufend Statusänderungen nachzuziehen.

Weniger öffentlich diskutiert wird zudem die Frage der Datengenauigkeit und des Datenschutzes: Wie aktuell sind die Daten im zentralen Register, wie sauber sind die Adressabgleiche, und wer haftet, wenn ein Eintrag falsch ist? Ein weiteres Thema ist die ökonomische Abhängigkeit vieler Haushalte von Kurzzeitmieten — ein Aspekt, der in den Stadträten oft nur am Rande vorkommt. Eine Analyse der aktuellen Situation der illegalen Ferienvermietung zeigt, dass nahezu 8.000 nicht angemeldete Ferienwohnungen auf Mallorca existieren.

Möglichkeiten statt nur Sanktionen: Konkrete Lösungsvorschläge

Wenn das Ziel tatsächlich mehr Wohnraum und weniger Schattenwirtschaft ist, genügt ein Delete-Knopf nicht. Es braucht pragmatische Lösungen:

1) Übergangsfristen und vorläufige Kennzeichnungen — Plattformen könnten Inserate mit einem «prüfend»-Badge versehen statt sofort zu löschen. Das reduziert Härtefälle für legitime Vermieter.

2) API-Verbindung und Live-Abgleich — Eine technische Schnittstelle zwischen zentralem Register und Plattformen würde automatische, aber nachvollziehbare Abgleiche ermöglichen und Fehlalarme verringern.

3) Unterstützungsstellen für Vermieter — Lokale Anlaufstellen in Palma und auf den Inseln, die bei der Registrierung helfen, würden insbesondere älteren Eigentümern die Arbeit abnehmen.

4) Priorisierte manuelle Prüfungen — Inserate aus historischen Vierteln wie La Lonja oder mit besonderen Eigentümerstrukturen sollten vorrangig manuell geprüft werden.

5) Sanktionen zielgerichtet einsetzen — Strafen sollten klare, verhältnismäßige Stufen haben und Einnahmen in lokale Wohnprojekte fließen.

Was jetzt zu erwarten ist — und wie die Insel reagieren kann

In den kommenden Tagen werden Plattformen anfangen, die Listen abzuarbeiten. Behörden müssen Nachbesserungen ermöglichen; Vermieter sollten sofort ihre Unterlagen checken und notfalls Widerspruch einlegen. Für Anwohner bleibt die Hoffnung, dass weniger illegale Vermietung wirklich Erleichterung am Wohnungsmarkt bringt — ob das klappt, hängt stark von der Geschwindigkeit und der Qualität der Umsetzung ab. Eine weitere relevante Entwicklung ist, dass Madrid die Regeln für Ferienvermietungen verschärft, was auch Auswirkungen auf Mallorca haben könnte.

Ein praktischer Tipp aus dem Rathaus: Ruhe bewahren, Dokumente bereithalten und bei Unsicherheit das lokale Amt oder einen Vermieterverband kontaktieren. Die Lösung liegt nicht nur im Löschen, sondern in verlässlicher Technik, klarer Kommunikation und einem Stück sozialer Empathie gegenüber Menschen, die auf diese Einnahmen angewiesen sind.

Am Ende bleibt die Balanceaufgabe: Die Insel braucht Regeln, aber die Regeln müssen so gestaltet sein, dass sie nicht die Kleinen zerschlagen, während sie die Großen kaum berühren. Das ist die Diskussion, die in den Cafés von Santa Catalina zwischen Kaffeeduft und Stimmengewirr weitergehen wird.

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