An beliebten Stränden wie Playa de Muro und Can Picafort bleiben in diesem Sommer mehr Liegen leer: Verleiher und Strandbars spüren Umsatzrückgänge, die tiefer liegen als nur der warme Sand.
Ein Sommertag, aber anders: Geldbeutel flach, Handtücher breit
Am Vormittag weht der typische Geruch von Meer und Sonnencreme über die Strandpromenade, die Möwen kreischen, und doch wirkt vieles vertraut und doch ein bisschen karger als sonst. Statt des üblichen Flickenteppichs aus gemieteten Liegen sieht man jetzt mehr Handtücher, die direkt im Sand ausgebreitet sind. Besonders an bekannten Abschnitten wie Playa de Muro oder Can Picafort bleibt die Flut an Mietgästen aus – mit spürbaren Folgen für Verleiher und die angrenzenden Strandbars.
Warum bleiben die Liegen leer?
Einer der offensichtlichsten Gründe: die steigenden Reisekosten. Höhere Flug- und Hotelpreise hinterlassen bei vielen Urlaubern ein kleineres Budget für Extras. Ein Tag ohne gemietete Liege spart zwar nur ein paar Euro, summiert sich aber im Urlaub zur bewussten Sparstrategie. "Man merkt es sofort, dass weniger Leute zu uns kommen," sagt ein Verleiher an der Playa de Muro, der seit Jahren Sonnenschirme und Liegen aufstellt. Weitere Informationen zu den Gründen für die sinkende Nachfrage findet man in dem Artikel Wie reagiert Mallorca auf sparsamere Strandgäste?.
Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Viele Gäste kommen kürzer oder reisen flexibler – Wochenendtrips statt zweiwöchiger Aufenthalte – und buchen daher seltener Zusatzleistungen. Andere haben schlicht die Art des Strandlebens geändert: eigenständige Lösungen wie faltbare Stühle, Campingstühle oder aufgespannte Schirme finden Zulauf. Für Betreiber heißt das: weniger Laufkundschaft und ungleichmäßigere Einnahmen.
Wer noch blutet – und welche Kosten im Hintergrund stehen
Betroffen sind nicht nur die Liegenverleiher. Auch Chiringuitos und Strandbars melden deutlich niedrigere Umsätze; Verbandszahlen sprechen von Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich. Hintergrund sind nicht nur die gesunkenen Ausgaben der Gäste, sondern auch steigende Betriebskosten: höhere Energiepreise, teurere Warenbeschaffung und gestiegene Personalkosten drücken auf die Margen. Weitere Hintergründe zur Situation der Strandbars können hier nachgelesen werden: Leere Sonnenschirme, volle Einkaufstüten.
Außerdem belastet die prekäre Lage vieler Saisonkräfte die Betriebe. Wer keine verlässliche Stammbelegschaft hat, kann weniger flexibel auf Nachfrage reagieren. Und Versicherungskosten oder Gebühren für Strandkonzessionen sind für kleine Betreiber kaum variabel – die Fixkosten bleiben.
Aspekte, die in der öffentlichen Debatte oft fehlen
Öffentlich wird meist über Touristenzahlen oder Übernachtungsstatistiken gesprochen. Weniger beachtet wird, wie sich das Konsumverhalten innerhalb der Zielgruppen verschiebt: jüngere Reisende bevorzugen oft günstige, non-kommerzielle Strandtage; Familien mit Kindern achten stärker auf preiswerte Gesamtkosten. Ebenso selten diskutiert: die Wirkung von Mikrotrends wie nachhaltigem Reiseverhalten. Manche Gäste meiden gemietete Plastikliegen aus Umweltgründen oder bringen eigene Tekstillösungen mit.
Auch die Rolle der Infrastruktur ist wichtig: Parkplatzgebühren, strandnahe Busverbindungen oder bezahlbarer Zugang zu Sanitäranlagen beeinflussen, ob Besucher einen ganzen Tag am Strand verbringen – und damit, ob sie bei Verleihern oder Bars konsumieren.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Einige Ideen, die in Gesprächen mit Betreibern auftauchen, sind pragmatisch und schnell umsetzbar:
Flexible Preismodelle: Tages- sowie Kurzzeit-Tarife, Familienpakete oder »Happy-Hour«-Rabatte am späten Nachmittag könnten kurzfristig Gäste anziehen.
Kooperationen mit Hotels und Vermietern: Bündelangebote – Liege plus Transfer oder Strandmiete mit Frühstück im Chiringuito – erhöhen die Wahrnehmung des Mehrwerts.
Digitale Sichtbarkeit: Mobile Buchung, einfache Online-Bezahlung und Social-Media-Aktionen locken spontane Besucher und reduzieren den Verwaltungsaufwand.
Qualität statt Quantität: Einige Betreiber setzen auf nachhaltige Materialien, ergonomische Liegen oder schattenspendende Anlagen als Alleinstellungsmerkmal – das rechtfertigt höhere Preise für ein besseres Erlebnis.
Kommunale Unterstützung: Kurzfristige Gebührenanpassungen oder Marketingunterstützung durch Gemeinden würden kleine Betreiber entlasten und Touristen wieder ansprechen.
Ein Ausblick mit Raum für Pragmatismus
Die zentrale Frage bleibt: Wird dies ein vorübergehendes Intermezzo oder ein dauerhafter Strukturwandel? Wahrscheinlich liegt die Antwort irgendwo dazwischen. Mallorca bleibt attraktiv – Sonne, Meer und die vertrauten Strandgeräusche sind unverändert vorhanden. Doch die Art, wie Menschen ihren Urlaub gestalten, verändert sich: flexibler, kostenbewusster, mit einem wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit.
Für die vielen Betreiber an der Küste heißt das: anpassen, experimentieren und enger zusammenarbeiten. Manchmal reicht schon ein besseres Angebotsschaufenster am Passeig, eine Preisanpassung zur rechten Stunde oder ein kleines Kombi-ticket mit dem Hotel, um einen Platz am Strand wieder gefragt zu machen. Die Frage ist, ob genug Mut und Kreativität vorhanden sind, um den nächsten Sommer wieder mit voller Besetzung zu erleben. Weitere Informationen zu den aktuellen Herausforderungen in der Strandwirtschaft gibt es auch hier: Leere Tische, knappe Portemonnaies.
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