Der Regulierungsrat ordnet Taxis und VTC neu: Lizenz-Obergrenzen, verpflichtende barrierefreie Fahrzeuge und eine öffentliche App. Welche Folgen hat das für Fahrgäste, Fahrer und den Tourismus?
Was hat der Beschluss wirklich vor?
Am Montag hat der regionale Regulierungsrat einen Entwurf verabschiedet, der Taxis und Chauffeurdienste (VTC) auf Mallorca neu regeln soll. Kurz zusammengefasst: Lizenz-Deckel, verpflichtende barrierefreie Fahrzeuge und eine öffentliche Koordinations-App. Die Entscheidung klingt auf dem Papier nach Ordnung. Auf der Straße — am Passeig, vor dem Flughafen, in El Arenal — hört man dagegen Fragen, Zweifel und den warmen Wind vom Meer.
Die Leitfrage
Wird die neue Ordnung die Angebots- und Nachfragespitzen der Insel gerecht, ohne Fahrer zu überfordern oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bloß symbolisch zu berücksichtigen? Das ist die zentrale Frage, die bisher in politischen Statements oft nur am Rande auftaucht.
Scharfe Punkte im Entwurf
Die wichtigsten Änderungen sind klar formulierbar: Für jede Insel sollen Obergrenzen für Taxi- und VTC-Lizenzen gelten. Alle fünf Jahre wird eine Bedarfsstudie erstellt, die Einwohnerzahlen, Touristenzahlen, Häfen, Bahnhöfe und Infrastruktur berücksichtigt. Mindestens 5 % der Flotten müssen behindertengerecht sein; bei VTC-Firmen mit mehr als zehn Wagen steigt der Anteil auf 10 %. Und: Eine staatliche App soll die Koordination verbessern und Leerfahrten reduzieren. Informationen dazu sind in dem Artikel Gericht zwingt Balearen: 600 Uber-Lizenzen müssen neu geprüft werden zu finden.
Was in der Diskussion oft fehlt
Drei Themen werden bislang zu kurz beleuchtet: Saisonale Flexibilität, Finanzierbarkeit der Umrüstung und die Durchsetzung der Regeln. Mallorca ist im Sommer ein ganz anderer Ort als im November. Der Markt schwankt massiv — das weiß jeder Fahrer, der morgens um 7:30 Uhr am Flughafen steht und die ersten Koffer durch die Rollbahn schiebt. Ein pauschaler Deckel kann in den Spitzenzeiten zu Engpässen führen, in der Nebensaison aber zur Überversorgung mit stehenden Fahrzeugen und sinkenden Einkommen. Dies wird auch im Kontext des Mietwagen-Obergrenze thematisiert.
Barrierefreiheit: ein sinnvoller, aber kostenintensiver Schritt
Die Vorgabe für rampenfähige Fahrzeuge ist in der Sache richtig und begrüßenswert. Doch: Wer übernimmt die Kosten für Umbau oder Neuanschaffung? Kleine Anbieter und Ein-Personen-Betriebe stehen vor einer finanziellen Hürde. Ohne konkrete Förderprogramme droht, dass die Quote zwar auf dem Papier erfüllt wird, in der Praxis jedoch zu höheren Preisen oder dem Ausstieg kleiner Anbieter führt. Weitere Informationen zur Finanzierung sind bei Gemeinsamer Taxiservice erhältlich.
Die App — Chance oder Kontrolle?
Eine öffentliche App kann Wartezeiten verkürzen und Leerfahrten verringern. Richtig umgesetzt, entlastet sie Straßen wie die Avinguda Gabriel Roca und reduziert Emissionen. Unklar bleibt aber, wie offen die Plattform für bestehende Anbieter ist, welche Daten gespeichert werden und wie fair die Zuteilungslogik arbeitet. Taxifahrer, Concierges und Busfahrer beobachten das Projekt mit Argusaugen: Ein schlechter Algorithmus kann bevorzugen, was ohnehin schon etabliert ist.
Konkrete Risiken
Ein paar der weniger sichtbaren Gefahren: Schwarzfahrzeugnetzwerke könnten versuchen, die Begrenzung zu umgehen. Saisonale Schwankungen könnten zu informellen „Sommerlizenzen“ führen, die Kontrolle der Barrierefreiheitsstandards könnte lax sein. Und: Wenn Kosten für Nachrüstungen auf die Fahrgäste abgewälzt werden, droht ein Preisanstieg in der Hauptsaison — genau dann, wenn die Nachfrage hoch ist und viele Besucher auf verlässliche Mobilität angewiesen sind.
Lösungsansätze, die jetzt auf den Tisch gehören
Die Theorie lässt sich verbessern — mit wenigen, konkreten Maßnahmen:
1) Saisonale Lizenzflexibilität: Einführung temporärer Kurzzeit-Lizenzen für Spitzenmonate, gekoppelt an transparente Kontrollen und fairen Zugang für etablierte sowie neue Anbieter.
2) Förderprogramme für Barrierefreiheit: Zuschüsse, zinsverbilligte Kredite oder Leasingmodelle, damit kleine Betriebe nicht beim ersten Rampenlift aussteigen müssen. Schulungen für Fahrer sollten verpflichtend und bezuschusst sein.
3) Offene App-Standards: Die staatliche App sollte eine offene API haben, Datenschutz gewährleisten und den Algorithmus offenlegen. Pilotprojekte in Palma und an Flughäfen könnten früh Probleme sichtbar machen.
4) Strengere Kontrolle und Sanktionen: Mobile Prüfungen an Häfen und Bahnhöfen, regelmäßige Audits der Barrierefreiheit und Bußgelder für Umgehungsversuche.
Was jetzt passiert
Der Entwurf geht in die Anhörung. Dann werden Gemeinden, Fahrerverbände und Bürger Stellung nehmen können. Wenn die Verordnung in Kraft tritt, beginnt die praktische Arbeit: Lizenzvergabe unter neuen Regeln, Umrüstungen, Schulungen und die erste Testphase der App. Auf den Straßen wird man dann hören, ob Theorie und Praxis zusammenfinden — das Hupen am Passeig, das Rattern der Koffer am Flughafen und das leise Surren barrierefreier Rampen werden es verraten.
Fazit: Die Ziele sind richtig — mehr Barrierefreiheit, weniger Leerfahrten, klarere Regeln. Entscheidend wird die Ausgestaltung: Wer zahlt die Umrüstung, wie flexibel sind die Lizenzen, und wie transparent ist die neue App? Die Antworten darauf entscheiden, ob die Inselmobilität fairer oder nur anders wird.
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