Paseo Marítimo: Müll und Lärm – wie viel Nacht verträgt die Promenade?

Paseo Marítimo: Müll, Lärm und Uringeruch – wie viel Nachtleben verträgt die Promenade?

👁 4729✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Anwohner und Gewerbetreibende am Paseo Marítimo klagen über nächtliche Partys, überquellende Mülleimer und fehlende öffentliche Toiletten. Was fehlt: mehr Kontrolle, klare Regeln und Transparenz.

"So kann man nicht mehr schlafen" – die Leitfrage, die an der Promenade steht

An einem warmen Dienstagabend, die salzige Brise vom Meer mischt sich mit dem Geruch von Bierdosen und... leider auch Urin, stand ich an der Ecke Calle de Mar. Um 23:30 Uhr drang laute Musik aus gleich drei Lokalen, zwei Gruppen lachten laut auf der Hafenmauer, Glassplitter knirschten unter den Sohlen. Die Frage, die hier alle umtreibt, ist einfach und doch kompliziert: Wie viel Nachtleben verträgt der Paseo Marítimo, ohne dass Anwohner, Hoteliers und Geschäftsleute den Preis zahlen müssen?

Wer zahlt den Preis – und warum?

Anwohner erzählen von Schlaflosigkeit und täglichen Aufräumaktionen vor der Haustür. Viele meiden inzwischen die Fenster zur Promenade an Wochenenden. Hoteliers berichten von Gästen, die um zwei, drei Uhr an der Rezeption klingeln, weil die Musik nicht endet. Geschäftsinhaber beklagen beschmutzte Eingänge und Angst vor verlorener Stammkundschaft. Und ein Supermarkt an der Ecke steht im Ruf, Hygienestandards nicht immer einzuhalten – ein Problem, das im Sommer unangenehm groß werden kann. Der Paseo Marítimo ist also nicht nur für die Touristen ein Hotspot, sondern auch eine Herausforderung für die Einheimischen.

Warum es nicht einfach eine Frage der Eimer ist

Mehr Mülleimer klappen nur bedingt, wenn sie gleich überquellen. Und selbst wenn Fahrzeuge zur Reinigung öfter kommen: Das Verhalten ändert das nicht automatisch. Es ist eine Mischung aus Infrastrukturmangel, Personalmangel bei Polizei und Ordnungsdiensten, wirtschaftlichen Interessen der Lokalbetreiber und einem Touristenstrom, der oft unberechenbar ist. Besonders Kreuzfahrttage bringen binnen kurzer Zeit Horden von Menschen an die Promenade – und damit ein akutes Entsorgungs- und Toilettenproblem. In diesem Kontext sind Parkplätze oft ein weiteres ungelöstes Problem.

Ein Detail, das selten laut gesagt wird: Viele Maßnahmen scheitern nicht an Gesetzen, sondern am Durchsetzungswillen. Bußgelder wirken nur, wenn sie verhängt werden. Schließungen helfen nur, wenn sie tatsächlich umgesetzt werden. Und Investitionen in öffentliche Toiletten bringen etwas, wenn sie sauber und sicher sind – sonst bleiben sie unbenutzt.

Was kaum diskutiert wird: die Rolle der Kreuzfahrten und kurzfristiger Vermietungen

Der schnelle Wechsel von Menschenmengen durch Kreuzfahrtausflüge und die hohe Zahl von Kurzzeitgästen in Apartments erhöht den Druck auf die Infrastruktur. Der Tagesrummel endet nicht automatisch, er verlagert sich in die Abendstunden. Wer vor Ort lebt, erlebt dann die Folge: Müllberge, Uringeruch in Hauseingängen und Bürgersteige wie Afterparty-Bühnen.

Konkrete Lösungen — realistisch und umsetzbar

Städteplanung, Ordnungsamt und Polizei müssen an einem Strang ziehen. Das heißt nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern konkrete, nachvollziehbare Schritte:

- Temporäre Toiletten an Kreuzfahrt- und Wochenendspitzen: Sie kosten Geld, reduzieren aber sichtbar die Verschmutzung und den Uringeruch. Mobile Lösungen könnten kurzfristig helfen.

- Dezibel-Messungen und verbindliche Lautstärken: Feste Grenzwerte für Außengastronomie und regelmäßige Messungen. Moderne Messgeräte liefern Transparenz und machen Bußgelder leichter durchsetzbar.

- Nachtstreifen und Community-Policing: Sichtbare Präsenz, gerade in den kritischen Stunden zwischen 23 und 03 Uhr, kombiniert mit Anlaufstellen für Anwohnerbeschwerden und schnellen Rückmeldungen.

- Sanktionen mit Biss: Wiederholte Verstöße müssen Folgen haben — von empfindlichen Bußgeldern bis zu vorübergehenden Schließungen.

- Transparente Kontrollberichte: Die Bürger wollen wissen: Wie oft wurde kontrolliert, wie viele Bußgelder, welche Schließungen? Offenlegung schafft Vertrauen.

- Partnerschaften mit Lokalbetreibern: Anreize für saubere Außenbereiche, gemeinsame Reinigungstage oder eine kostenfreie Entsorgung für Veranstaltungsreste könnten das Problem mildern.

Chancen – ja, die gibt es

Die Promenade ist einer der schönsten Orte Palmas. Sie kann lebendig bleiben, ohne zur nächtlichen Belastungszone zu werden. Mit klaren Regeln, sichtbarer Durchsetzung und Investitionen in Infrastruktur lässt sich ein Gleichgewicht finden: Gäste behalten ihre gute Zeit, Anwohner ihren Schlaf, Geschäftsleute ihre Kunden.

Beim Verlassen des Paseo Marítimo blieb mir das Bild einer halb vollen Bierdose in der Steinrinne. Keine Katastrophe, aber ein Symptom. Es ist kein Drama, das über Nacht verschwindet. Es ist eine Aufgabe für Verwaltung, Polizei und Gewerbe — und für uns alle, die hier leben und arbeiten. Wenn alle ein bisschen mehr mitmachen, klingt die Promenade bald wieder so, wie sie klingen sollte: nach Meeresrauschen, Gesprächen und vereinzeltem Gelächter — nicht nach Dauer-Disco und Putzaufwand.

Kurzfassung: Anwohner, Hoteliers und Händler am Paseo Marítimo fordern stärkere Kontrollen, öffentliche Toiletten, feste Ruhezeiten und transparente Berichte über Durchgriffe. Lösungsvorschläge reichen von mobilen Toiletten und Dezibel-Messungen bis zu härteren Sanktionen bei Wiederholungstätern.

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