Fast jede vierte Ferienwohnung ohne Registrierung – Karten vom Inselrat zeigen Hotspots

Fast jede vierte Ferienwohnung ohne Registrierung: Inselrat legt Karten vor – und die Fragen bleiben

👁 14328✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Neue Karten des Inselrats zeigen Hotspots nicht registrierter Ferienwohnungen. Für Nachbarn ist das keine Zahl, sondern der Alltag: Kofferrollen statt Einkaufsbummel. Wie lässt sich der Balanceakt zwischen Tourismus und Wohnqualität wiederherstellen?

Fast jede vierte Ferienwohnung auf Mallorca offenbar ohne Registrierung

Abends, wenn die Straßenlaternen in La Lonja den Putz leicht golden färben und das Rollgeräusch von Koffern öfter zu hören ist als das Klappern von Einkaufstaschen, fühlt sich Palma manchmal weniger wie eine Stadt an, in der Menschen wohnen, als wie ein offenes Hotel. Die jüngste Auswertung des Inselrats bestätigt diesen Eindruck in nüchternen Zahlen: von rund 20.000 Inseraten auf Buchungsplattformen sollen fast 8.000 Angebote ohne gültige Registrierungsnummer unterwegs sein – das sind fast 40 Prozent. Riesige Lücke im Register dokumentiert das Ausmaß dieser Problematik.

Die Leitfrage

Wie können Behörden, Nachbarn und digitale Plattformen das Gleichgewicht wiederherstellen, ohne Bewohner zu verdrängen und ohne den Reisenden ein Sicherheitsgefühl zu nehmen? Diese Frage zieht sich durch die Debatte wie das Geräusch der Koffer durch die Altstadtgassen.

Was die Kartierung wirklich zeigt

Erstmals gibt es jetzt eine räumliche Darstellung: Hotspots konzentrieren sich erwartbar in Palma, Pollença und Alcúdia. Das überrascht kaum – enge Gassen, Feriengäste an jeder Ecke, Eigentümer, die schnell umnutzen. Neu ist allerdings die Sichtbarkeit: Verwaltungsmitarbeitende können nun Muster erkennen, Kontrollrouten planen und prüfen, wo sich Beschwerden ballen. Für Nachbarn heißt das weniger Rätselraten. Wenn morgens die Mülltonnen nicht wie früher geleert werden, sondern neue Gäste die Tonnen füllen, ist das kein Einzelfall mehr, sondern Teil eines messbaren Trends. Mehr dazu finden Sie auch in dem Artikel zum Behördenchaos bei Ferienvermietung.

Aspekte, die kaum jemand laut ausspricht

Erstens: Plattformen sind Marktplätze, aber weniger oft Rechenträger. Es fehlt an automatischer Verifikation der Registrierungsnummern. Zweitens: fehlende Registrierung ist nicht nur ein Verwaltungsdelikt – sie steht für potenzielle Lücken bei Brandschutz, Versicherungen und Steuerabgaben. Drittens: die Umwandlung von Wohnraum in Kurzzeitvermietung treibt Mieten in Vierteln, in denen früher Familien und Rentner lebten. Wer morgens in Pollença die Baristas grüßt, merkt schnell, dass das Café von Stammgästen lebt; wenn die Stammgäste wegziehen, verändert sich der Kiez. Dies hat auch Auswirkungen auf die insgesamt Zahlen bezüglich illegaler Ferienwohnungen.

Reaktionen und die praktischen Probleme

Rathäuser reagieren unterschiedlich: Einige verschärfen Kontrollen und drohen Bußgelder an, andere setzen auf Informationskampagnen und rechtliche Beratung für Vermieter. Ganz real beklagen Vermieter die Länge der Verfahren: Formulare, Genehmigungen, Nachweise – ein Gang durch die Bürokratie kann Wochen bis Monate dauern. Für viele erscheint der Weg über die schnelle Online-Anzeige verlockender. Die Folge: ein Dilemma zwischen Recht und Realität.

Konkrete Chancen und Lösungsansätze

Die Kartierung ist kein Allheilmittel, bietet aber Ansatzpunkte. Erstens: ein digitaler Schnellweg zur Registrierung – ein Online-Formular, das in Tagen statt Wochen bearbeitet wird, gekoppelt an lokale Kontrollen. Zweitens: Plattformpflicht – Buchungsplattformen sollten verpflichtend Registrierungsnummern anzeigen und per API prüfen lassen. Drittens: gestaffelte Anreize – niedrigere Abgaben für Vermieter, die längerfristig vermieten oder in den sozialen Wohnungsmarkt reinvestieren. Viertens: gezielte Mikroregelungen für Hotspots – zeitliche Limits in sensiblen Straßen oder Maximalanzahl von Einträgen pro Wohnblock. Und fünftens: ein öffentliches Dashboard für Bürgerinnen und Bürger, damit Beschwerden und Kontrollen transparenter werden.

Was Nachbarn und Reisende tun können

Für Anwohner: dokumentieren, nachfragen, Nachbarschaftsforen nutzen. Ein Foto des Inserats, Datum und Uhrzeit der Beobachtung helfen der Verwaltung. Für Gäste: vor Buchung die Registrierungsnummer verlangen, Bewertungen lesen und bei Unsicherheit Abstand nehmen. Kleine Preise sind manchmal große Probleme – im Notfall zählen Versicherungs- und Sicherheitsnachweise mehr als ein Schnäppchen.

Ein letztes Wort: Die Zahlen machen sichtbar, was viele schon lange spüren: Ferienvermietung ist auf Mallorca immer noch ein Sektor mit vielen Grauzonen. Die neue Kartierung des Inselrats schafft Werkzeuge, doch die Lösung braucht mehr: schnellere Verwaltungsprozesse, klare Pflichten für Plattformen und ein gemeinsamer Plan zwischen Gemeinden, Vermietern und Nachbarn. Sonst bleibt am Ende vielerorts die Frage: für wen ist diese Insel eigentlich da?

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