Früher Morgen, starke Präsenz: Razzia trifft mehrere Orte auf der Insel
Am frühen Mittwochmorgen, noch vor dem ersten Café auf dem Markt offen war, hörte man in Vierteln wie Es Rafal, Corea, Verge de Lluc und La Soledat das übliche Palma-Geräusch: Hunde, Lieferwagen — und plötzlich Sirenen. Beamte der Guardia Civil und der Nationalpolizei führten zeitgleich Hausdurchsuchungen in Palma sowie in Manacor und Llucmajor durch. Nach offiziellen Angaben wurden rund 16 Immobilien durchsucht und mindestens sieben Menschen festgenommen.
Was die Nachbarn erzählen
„Gegen sechs Uhr hat alles angefangen“, sagt eine Nachbarin aus Es Rafal, die noch im Schlafanzug an ihrem Balkongeländer stand und dem Einsatz zusah. Ein Taxifahrer, der an der Ecke eine Zigarette rauchte, schüttelte den Kopf: „So etwas sieht man hier nicht oft.“ Kleine Beobachtungen aus der Straße — geschlossene Garagentore, verschlossene Rolläden, Gesprächsfetzen in der Bäckerei — fügen sich zu dem Bild, das die Ermittler zeichnen: eine Organisation, die offenbar über Jahre Gelder aus Drogenhandel gewaschen haben soll.
Die Ermittlungen: Umfangreich und international verknüpft
Die Operation baut auf früheren Aktionen auf. Bereits Ende August gab es Festnahmen von mehreren Dutzend Verdächtigen und Vorführungen vor Gericht; einige Beschuldigte sitzen seither in Untersuchungshaft. Die Behörden sprechen von einem Netzwerk, das nicht nur lokal agiert: Ein großer Drogenfund in Valencia Anfang Juli — ein Transport von mehreren Hundert Kilogramm Kokain, der laut Ermittlern Verbindungen zur Insel hatte — beschleunigte die laufenden Nachforschungen.
Beschlagnahmtes Vermögen und sichergestellte Beweismittel
Bei den Einsätzen wurden nach Angaben der Ermittler erhebliche Vermögenswerte sichergestellt: Bargeld in siebenstelliger Höhe, über zehn Kilogramm Kokain, eine kontrollierte Marihuana-Anlage mit etwa tausend Pflanzen sowie mehrere Schusswaffen. Darüber hinaus seien Luxusgegenstände wie Uhren und Kunstwerke sowie Fahrzeuge und ein Jetski gefunden worden. Solche Funde sind typisch für Fälle, in denen Drogenhandel mit Geldwäsche verknüpft wird.
Was jetzt passiert
Die Ermittler arbeiten weiter, durchsuchen Unterlagen und Konten, werten Telefondaten aus und führen Vernehmungen durch. Die Staatsanwaltschaft will die Beweise konsolidieren und prüfen, in welchem Umfang weitere Haftbefehle nötig sind. Für die Anwohner bleibt die Frage: Wie sicher ist die Nachbarschaft wirklich? Die Polizei betont, dass solche Einsätze zum Schutz der Bevölkerung nötig seien, zugleich bleibt für viele das Gefühl, dass organisierte Kriminalität tiefer in den Alltag eindringt, als man denkt.
Fazit: Ein weiterer Koordinationsschlag gegen ein mutmaßlich groß angelegtes Netzwerk hat Mallorca erschüttert — nicht nur wegen der Menge an sichergestelltem Material, sondern weil die Razzia mitten in Wohngebieten stattfand. Die Ermittlungen laufen weiter, und in den Straßen von Palma wird man noch eine Weile über das Geschehen sprechen.