Notstand bis Jahresende: Madrid stellt sieben Millionen Euro bereit
Am Dienstagabend beschloss die spanische Regierung eine Ausnahme-Regelung für die Balearen: Für Mallorca, Menorca und Ibiza gilt nun ein Migrationsnotstand, befristet bis zum 31. Dezember. Ziel ist, die Erstversorgung der Menschen, die in Booten aus Nordafrika ankommen, zu verbessern. Für die Umsetzung sind rund sieben Millionen Euro vorgesehen.
Warum jetzt?
Die offizielle Begründung: Die Zahl der Ankünfte sei in diesem Jahr deutlich gestiegen. Bis zum 15. September registrierten die Behörden laut internen Auswertungen mehr als 5.400 Ankommende auf den Balearen — fast drei Viertel mehr als im Vorjahr. Besonders auffällig: die Anzahl der Motorboote aus Richtung Algerien hat deutlich zugenommen.
Was genau geplant ist: In den Häfen von Palma, Ciutadella und Eivissa sollen provisorische Betreuungsstellen entstehen, dazu kommen mobile Gesundheits- und Beratungsdienste, Dolmetscher und die Möglichkeit, in Ausnahmefällen Hotelkapazitäten zu nutzen. Das zuständige Ministerium kündigte an, die Maßnahmen notfalls zu verlängern.
Stadt und Land reagieren unterschiedlich
In Palma sah man an einem späten Nachmittag Ehrenamtliche, die Decken sortierten und Erste-Hilfe-Sets packten. „Es ist viel Arbeit, aber wir helfen, wo wir können“, sagte eine freiwillige Helferin, die nur Anna nannte. Auf kommunaler Ebene fordern einige Bürgermeister bessere Koordination, andere warnen vor einem dauerhaften Druck auf lokale Dienste.
Interessant: Auf den Kanaren gehen die Zahlen in die andere Richtung. Dort wurden in diesem Zeitraum deutlich weniger Ankünfte gezählt, während landesweit die Zahl unregulierter Einreisen insgesamt rückläufig ist. Nur in den Exklaven Ceuta und Melilla steigt der Zulauf ebenfalls.
Was bedeutet das für die Inseln?
Kurzfristig sollen die zusätzlichen Mittel vor allem die humane Versorgung sichern: medizinische Erstversorgung, Registrierung und übersetzte Informationen. Mittelfristig bleibt die Frage offen, wie Integration, Unterbringung und rechtliche Verfahren organisiert werden sollen. Auf den Straßen Palmas hört man abends öfter Gespräche über die Lage — manche sind besorgt, andere versuchen, praktische Hilfe zu organisieren.
Fazit: Der Notstand ist eine Reaktion auf einen spürbaren Trend in diesem Jahr. Ob die befristeten Maßnahmen ausreichen, wird man in den kommenden Monaten sehen — nicht nur in Ministerien, sondern auch an den Kais und in den Unterkünften hier vor Ort.