Zurück in Wernigerode statt am Meer
Manchmal sind es nicht die Sonne oder das Meer, die ein Zuhause ausmachen, sondern ganz profane Dinge: eine bezahlbare Wohnung, ein verlässliches Netz und genug Platz für Kinder zum Toben. So beschreibt es Katja, die nach 18 Jahren auf Mallorca wieder in Deutschland lebt und in Wernigerode eine Tanzschule eröffnet hat. Das klingt auf den ersten Blick wie ein ungewöhnlicher Wechsel – aber wer genauer hinhört, versteht die Entscheidung.
Wie es begann
Auf Mallorca hatte sie lange Zeit Shows organisiert, unter anderem im bekannten Club Cala Serena. Dort lernte sie auch ihren Partner Fabricio kennen. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor. Doch mit den Jahren veränderte sich einiges: Die Miet- und Immobilienpreise schossen nach oben, der Alltag für Normalverdiener wurde enger.
"Wir standen oft vor der Frage: Was bleibt, wenn das Geld kaum zur Miete reicht?", erzählt Katja. Solche Gespräche kenne ich aus vielen Ecken der Insel: Gutes Wetter allein zahlt keine Rechnungen.
Ein neuer Alltag im Harz
In Wernigerode betreibt Katja nun eine Tanzschule. Fabricio hat einen Imbiss übernommen. Morgens um halb neun, sagt sie, sei das Leben plötzlich wieder aufgeräumter – die Kinder können zur Schule laufen, die Nachbarn grüßen und der Wochenmarkt ist nicht überlaufen. Kleine Freuden, die auf Mallorca untergingen.
Offen bleibt: Es ist keine Flucht vor der Insel, eher eine notwendige Neuorientierung. Viele, die aus Deutschland auswandern, romantisieren das Leben unter Palmen. Fernsehsendungen helfen dabei, ein Bild zu formen. In Wahrheit scheitern aber manche an den harten Zahlen: Mieten, Arbeitsmarkt, Kinderbetreuung.
Was das für die Insel bedeutet
Die Geschichte zeigt ein größeres Problem: Wenn Wohnraum und Lebenshaltung für Normalverdiener immer unerschwinglicher werden, verliert eine Gemeinschaft an Vielfalt. Junge Familien, Künstler, Lehrer – sie alle denken zweimal nach, ob ein Leben auf der Insel noch passt.
Ob die Rückkehr in den Harz dauerhaft ist, wissen die Beteiligten noch nicht. Sie wirken aber erleichtert: Mehr Zeit für die Kinder, weniger Parkplatzstress, und wieder Platz in der Küche. Das sind keine Schlagworte, das sind praktische Entscheidungen.
Ein offenes Ende
Als Lokalreporter treffe ich oft Menschen mit grossen Entwürfen. Einige bleiben. Andere ziehen weiter. Katjas Weg erinnert daran: Auswandern ist kein garantiertes Happy End, sondern eine Entscheidung mit vielen Facetten. Wer hierher kommt, sollte das mit offenen Augen tun – und wer weggeht, hat oft gute Gründe.