Zur Europäischen Mobilitätswoche verwandeln Palma und Marratxí Parkplätze in grüne Inseln und probieren einen autofreien Tag. Kleine Experimente, große Wirkung — eine Einladung, die Stadt neu zu erleben.
Eine Stadt atmet anders: Palma und Marratxí testen autofreie Stunden
Wenn die Sonne im September flacher über dem Passeig del Born steht und die Sirenen der Lieferwägen etwas leiser werden, merkt man: Palma macht Pause vom Gewohnten. Noch bis Montag dauert die Europäische Mobilitätswoche, und die Inselhauptstadt hat sich dieses Jahr kleine, charmante Experimente ausgedacht. Neben Palma mischt auch Marratxí mit – mit Radtouren, Spaziergängen und Ideen, die aus der Nachbarschaft kommen.
19. September: Parking-Day – Parkplätze werden grüne Inseln
Morgen, am 19. September, sind einige Parkbuchten in Palmas Zentrum für 24 Stunden in „Mini-Parks“ verwandelt. Wer morgens über die Carrer de Sant Merní oder den Passeig del Born geht, findet statt eines Kotflügels vielleicht eine Bank, ein paar Pflanztröge und den Duft von Kräutern, den eine Nachbarin liebevoll verteilt hat. Es ist kein großes Spektakel, eher ein augenzwinkernder Einwurf: zeigt sich, wieviel Raum dem Menschen gehört, wenn ein Auto einmal fehlt. Weitere Informationen finden Sie hier.
Man hört Kinderlachen statt Motoren, das Klackern der Fahrradpedale, das entfernte Läuten einer Straßenbahn. Solche Parklets sind kleine Pausenräume – für ein Gespräch, einen Kaffee to go oder ein kurzes Sonnenbad auf einer improvisierten Holzbank. Die Aktion ist freundlich, ein bisschen ironisch und sehr mallorquinisch: praktisch, nachbarlich, mit einem Schuss Improvisationstalent.
22. September: Ein Tag ohne private Pkw in der Innenstadt
Der größere Test folgt am 22. September: An diesem Tag gilt in Palmas Altstadt ein Fahrverbot für private Pkw. Alle kostenpflichtigen ORA-Flächen sind gesperrt. Wer sein Auto liebt, stellt es besser am Stadtrand ab – dafür sind an diesem Tag EMT-Busse, Metro und die Züge für Nicht-Residenten kostenlos. Eine kleine Erleichterung, die zugleich Anreiz ist, das ÖPNV-Angebot auszuprobieren. Weitere Details finden Sie hier.
Gestern saß ich eine Weile in der Plaça Major und plauderte mit einer Busfahrerin. Sie war überrascht von den vielen neugierigen Fragen der Fahrgäste – aber auch erfreut, wie viele Menschen bereit waren, umzusteigen. Der Bus roch nach frisch gereinigtem Kunststoff, draußen summten die Zikaden, und in den Gesprächen spürte man Zustimmung: Weniger Autos heißt nicht leere Stadt, sondern andere Lebendigkeit.
Warum das wichtig ist – und wie Sie mitmachen können
Für manche mag es nur ein Tag mit weniger Parkplätzen sein. Für andere sind es kleine Alltagswunder: ein ruhigerer Bürgersteig, Ältere, die ohne Hast eine Bank erreichen, Kinder, die wieder einen freien Platz zum Spielen finden. Marratxí nutzt die Woche für Radtouren und geführte Spaziergänge — ideale Gelegenheiten, Ecken zu entdecken, die man sonst im Autorausch übersieht.
Mein Tipp: Lassen Sie das Auto stehen, steigen Sie auf das Rad oder nehmen Sie den Bus. Kommen Sie früh zu den Aktionen am Paseo Mallorca, dort sind Schulen und Nachbarschaftsgruppen oft aktiv. Wer mutig ist, probiert an diesem Tag eine Strecke, die er sonst mit dem Auto fährt. Und wer die Idee gut findet, sollte mitreden: Sprechen Sie mit Nachbarn, fordern Sie sichere Radwege und mehr Parklets – kleine Ideen, große Wirkung. Informationen zu diesen Ideen finden Sie unter diesem Link.
Ob die Maßnahmen dauerhaft werden, ist offen. Die Europäische Mobilitätswoche ist ein Schaufenster: ein Test, eine Einladung. Wenn wir das Gefühl mitnehmen, dass eine Stadt ohne Auto nicht leiser, sondern anders lebendig ist, hat Palmas kurzes Experiment schon gewonnen. Und wer weiß — vielleicht bleibt die eine Bank in der Parkbucht ja länger als geplant.
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