Ab heute gibt es rund 650 neue Übernachtungs‑Lizenzen für Ferienvermietungen auf Mallorca. Hinter der Zahl stecken Chancen — und Risiken: Wer profitiert, wer zahlt den Preis? Ein Blick auf Folgen, Fallstricke und sinnvolle Regeln.
650 Lizenzen – mehr Luft oder neues Spiel für Spekulanten?
Als am frühen Vormittag die Busse die Plaça de la Porta Pintada passierten und die Morgenhitze schon nach Salzwasser roch, öffnete das Online‑Portal: Mallorca legt rund 650 neue Plätze für Ferienvermietungen frei. Auf dem Papier ist es eine nüchterne Zahl — für Portixol‑Nachbarn, Apartmentbetreiber in Cala Major oder die kleine Vermieterin in Port de Sóller kann sie jedoch viel bedeuten. Die Leitfrage bleibt: Entlastet dieses Kontingent den Markt — oder schafft es neue Anreize für Spekulation und Verdrängung?
Wie funktionieren die Plätze praktisch?
Eine Lizenz entspricht einem Übernachtungsplatz, also einem einzelnen Bett. Wer vier Personen zulassen will, benötigt vier Lizenzen. Käufer können Privatleute oder Firmen sein; die Behörde nennt einen Richtpreis von rund 3.500 Euro pro Platz. Das klingt für manche nach einer kalkulierbaren Investition — für andere nach einem weiteren Baustein im komplizierten Gefüge von Wohnungsknappheit, Feriengästen und Nachbarschaftsleben, das morgens vom Klappern der Kaffeetassen am Passeig und abends vom Krähen der Möwen an der Playa begleitet wird. Für nähere Informationen über die aktuelle Marktsituation siehe auch Ferienwohnungen sind Trumpf.
Weshalb die Registrierung entscheidend ist
Der Inselrat verlangt eine fristgerechte Eintragung der gekauften Plätze. Ohne Registrierung verfallen die Rechte. Die Sorge ist real: "Wenn man das Papier nicht rechtzeitig einträgt, ist das Geld weg und die Arbeit bleibt", sagte Marta, eine Betreiberin aus Port de Sóller, die heute ihre Unterlagen sortierte und nervös wirkte. Das Prozedere macht deutlich, wie verwundbar Kleinanbieter sind — wer Fehler macht, kann am Ende leer ausgehen, während größere Akteure Prozesse routiniert durchziehen.
Unerwähnte Risiken: Zweitmarkt, Zersplitterung, Infrastruktur
Die öffentliche Debatte fokussiert oft auf Stückzahlen. Weniger beachtet werden drei Effekte: Erstens: Ein Handel mit Lizenzen kann entstehen — besonders in gefragten Zonen rund um Palma oder an der Playa de Muro. Das schafft Gewinner (Kapitalstarke, Agenturen) und Verlierer (Mieter, kleine Gastgeber). Zweitens: Die Zersplitterung von Rechten erschwert langfristige Planung für Quartiere — Restaurants, Müllentsorgung, Parkplätze spüren Zusatzbelastungen, wenn plötzlich mehr Betten verfügbar sind. Drittens: Das Verhältnis zwischen Kurzzeit‑Tourismus und Wohnungsmarkt kann sich verschieben; mehr Lizenzen sind nicht automatisch gleichbedeutend mit besserer Wohnversorgung. Weitere Details hierzu finden sich in dem Artikel über weniger Gäste und mehr Einnahmen.
Konkrete Handlungsvorschläge — was die Politik jetzt tun sollte
Wer die Komplexität ernst nimmt, kann nicht nur zuschauen. Ein paar vernünftige Maßnahmen wären:
1. Resale‑Regeln: Ein Verbot oder eine Steuer auf kurzfristigen Wiederverkauf der Lizenzen innerhalb eines definierten Zeitraums würde Spekulation bremsen.
2. Lokale Kappung: Priorität für Einheimische und langjährige Eigentümer in ohnehin dichten Wohngebieten — etwa durch Reservierung eines Prozentsatzes der Plätze.
3. Transparentes Register: Eine öffentlich einsehbare Liste, die zeigt, wo Plätze aktiviert wurden, damit Gemeinden Verkehrs‑ und Lärmbelastungen besser steuern können.
4. Prüfung von Infrastrukturfolgen: Vor Vergabe großer Kontingente sollte die Auslastung von Müll, Wasser und Parkraum regional bewertet werden.
5. Unterstützung für Kleinanbieter: Bürokratische Fristen, verständliche Checklisten und Beratungsangebote, damit Einzelpersonen wie Marta nicht im Dunkeln tappen. Hierzu könnte Madrid strenger Regeln für Ferienvermietungen als Beispiel dienen.
Praktische Tipps für Käufer
Wer ernsthaft ein Auge auf eine Lizenz wirft, sollte jetzt gründlich prüfen: Ist die Immobilie baurechtlich und steuerlich geeignet? Gibt es kommunale Auflagen oder Eigentümergemeinschaftsregeln, die Kurzvermietung untersagen? Und: die Registrierung beim Inselrat nicht aufschieben — schon ein kleiner Fehler kann teuer werden. Rechenbeispiel: Vier Plätze á 3.500 Euro sind 14.000 Euro Anschaffung — das rechnet sich nur bei stabiler Nachfrage und sauberer Kostenkalkulation.
Blick nach vorn
Die Behörden haben angekündigt, die Kontingente stufenweise freizugeben. Für Anwohner heißt das: Augen und Ohren offenhalten, die Promenade ist kein anonymes Spielfeld. Für Vermieter heißt das: besser jetzt informieren, beraten lassen und dokumentieren, statt später überrascht zu sein. Ein letzter Tipp: Wer einen schnellen Anruf mit einem verdächtig attraktiven Angebot erhält — atmen Sie durch und holen Sie sich Rat. Vieles auf Mallorca wird am Tresen verhandelt, aber bei Rechten und Lizenzen ist schriftliche Klarheit Gold wert.
Die 650 Plätze sind mehr als ein bürokratischer Schlagzeile — sie sind ein Test, wie die Insel mit begrenztem Raum, Tourismusdruck und den Interessen unterschiedlicher Gruppen umgeht. Ob das Experiment Luft schafft oder neue Ungleichheiten sät, hängt weniger von der Zahl als von den Regeln ab, auf die man sich jetzt verständigt.
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